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Donnerstag, 20. März 2014

Jesus war realer als man denkt - Teil I - der "allgegenwärtige" Jesus

Es ist verblüffend, wo Jesus überall "auftaucht", wo er eigentlich nicht auftauchen dürfte. Er war angeblich auf Kontinenten, die er nicht erreichen konnte, seine Geschichte schummelt sich in Zeitalter in denen er noch nicht geboren war, und in Religionen, in denen er nicht verehrt wird. Viele folgern, dass Jesus nie gelebt haben kann, sondern eine aus altbekannten Mythen abgekupferte Erfindung ist.

Doch die Erläuterungen von Seth zu dem Thema - um die es im 2. Teil geht - bieten eine andere Erklärung für diese Rätsel, und legen eher nahe: Jesus war realer als man denkt. Hier also ein bunter Rundgang durch einige der diskutierten Legenden:

Im Osten.... Jesus in Indien

Diese Legende kennen ja die meisten. Die Bibel hat eine große Lücke: sie verrät nichts über die Zeit von Jesus zwischen seinem 12. und 30. Lebensjahr. Wo ist er hinverschwunden? War Jesus tatsächlich in dieser Zeit - und gar nach seiner vermeintlichen Kreuzigung - in Indien?

die angebliche Katakombe
Jesu in Kashmir
Überliefert ist angeblich das Wirken eines "Isha", der in jungem Alter auftauchte, später in sein Heimatland zurückging, nach einer Verschwörung scheinbar gekreuzigt wurde, in Wahrheit aber wieder nach Indien ging um dort weiter zu wirken (Q). In einer alten Schriftrolle soll Jesu Leben aus indischer Sicht festgehalten worden sein. Das i-Tüpfelchen dabei ist natürlich die "Jesus-Katakombe" in Kashmir. Die Authentizität der Schriftrolle wird stark bezweifelt - was ist wahr an der Legende?

Ein Jesus-Zitat verstärkte die Spekulationen: "Ich habe noch andere Schafe, die einer anderen Herde angehören. Auch sie muss ich zusammenführen und sollen meine Stimme hören, sodass es eine Herde wird mit einem Schäfer." Nur weiss niemand wer mit dieser "anderen Herde" gemeint ist.

Will man damit nur westliche Touristen anlocken, wie manche meinen? Haben die buddhistischen Mönche, die vom Besuch Jesu berichteten, nur einen üblen Scherz gespielt?

Weniger bekannt ist, dass auch in Japan eine Legende von der Reise Jesu existiert, womit Jesus schon ganz Asien durchwandert haben müsste.

Jetzt aber ein paar Tausend Kilometer in die andere Richtung:

Im Westen.... Quetzalcoatl - der "Jesus der Azteken"

Quetzalcoatl - hier als sein dunkler
Zwillingsaspekt Xolotl
Die spanischen Eroberer kamen in die neue Welt, nur um zu bemerken, dass die Einheimischen längst "ihren Jesus" haben: Quetzalcoatl -  der inkarnierte Gott, der eine Ära des Wohlstandes und Wissens einleitete (bei den Maya: Kukulkan). Als Gott wurde er als "gefiederte Schlange" dargestellt. Doch als Inkarnation war er geboren einer Jungfrau (mit Namen Coatlicue, in anderen Versionen Chimalma (Q)), und wird beschrieben als weisser und bärtiger Gelehrter, dessen wahre Heimat jenseits des Meeres lag. (Q) Auch der berühmte Forschungsreisende Humboldt berichtete um 1800 noch vom gekreuzigten Quetzalcoatl, siehe hier. Wie ist das möglich? Quetzalkoatl versprach seine Wiederkehr, auf die die Azteken sehnlich warteten.

John Taylor, Oberhaupt der Mormonen merkte darüber 1892 an:
Das Wissen, das die Mexikaner zur Zeit ihrer Entdeckung durch die Spanier über das Leben des Erlösers hatten, war so exakt, dass die Katholiken zwei Theorien vorschlugen, um dieses Mysterium zu erklären, beide allerdings falsch. Eine war, dass der Teufel eine Imitation ihres Glaubens erfand, um Verwirrung zu stiften; die andere war, dass der Apostel Thomas Amerika besucht hatte und die Menschen unterrichtete. ...
Die Geschichte des Lebens der mexikanischen Gottheit Quetzalcoatl ähnelt aber so stark der des Heilands, dass wir zu keinem anderen Schluss kommen können, als dass Quetzalcoatl und Christus das selbe Wesen sind.
John Taylor, 1892, Backup: Q
Klarerweise ist auch diese Schlussfolgerung nach rationalen Maßstäben nicht plausibel. In diesem Fachartikel von 1889 gibt es einen guten Überblick über dieses Rätsel: Quetzalcoatl - A Pre-Columbian Messiah in Mexico. Zu weiteren Parallelen zählen demnach auch Bräuche wie eine Art von Taufe, das Beichten, der Glaube an eine große Flut, oder auch die Legende über den Bau einer riesigen Pyramide, die bis in den Himmel reichen sollte, was Gott erzürnte. So hitzig wurde darüber in Spanien diskutiert, dass die Kolonialbehörde irgendwann jede weitere Erwähnung von Quetzalcoatl verbot. (Q)

Wie soll man das also erklären? Ein Missionar müsste ein Jahrtausend vor Kolumbus (sogar vor den Wikingern) nach Mexiko gesegelt sein, ohne dass Glaubensbrüder oder sonstwer zu Hause davon Notiz genommen hätte. Das wäre die einzige rationale Lösung, was ja auch der Autor des verlinkten papers vorschlägt, und was in diesem Artikel aus Die Welt behandelt wird. Aber das scheint wie ein verzweifelter Erklärungsversuch.

Schutzgottheit der Reisenden?
Manche erklären die Abbildung links übrigens als "Schutzgottheit der Reisenden", weil er eine Straßenkreuzung auf dem Rücken trägt. Wieder andere verweisen auf den für Azteken ungewohnt starken Bartwuchs, und auf die Nase, die die Künstler offensichtlich von ihrer eigenen so typischen Physiognomie (flache gerundete Nase) unterscheiden wollten.

Dass Jesus nach seiner Auferstehung in Amerika erschienen ist, steht für die Mormonen noch heute ausser Zweifel, siehe hier.

Als gesichert gilt nur, dass der Glaube an die Rückkehr Quetzalcoatls - woher auch immer dieser Glaube  kam - fatale Folgen hatte. Als die weissen, bärtigen Spanier kamen, meinten die Azteken es wären seine Gesandten, wodurch die Eroberer leichtes Spiel hatten.

Krishna - das hinduistische Jesus-Pendant

Flucht mit Baby-Krishna vor dem
kindermordenden Herrscher
Die Hinduisten haben natürlich ihre Version des Gottessohnes: Krishna. Die religiösen Führer haben überhaupt einen sehr ähnlichen Status: es heißt, durch Krishnas Verehrung erlange man das Himmelreich, was die Christen natürlich auch von Jesus behaupten.

Von Jesus heißt es, er habe in den letzten 3 Lebensjahren sein göttliches Vollbewusstsein erlangt, so wie Krishna die "vollständige Inkarnation Vishnus (Gottes)" ist, und so wie der Supreme Buddha der "vollständig Erwachte" ist.

Krishnas Leben beginnt so (und es klingt bekannt): 

Dem tyrannischen König Kamsa wird sein Sturz durch den bald geborenen Gottessohn prophezeit, der die Sündenlast und Tyrannei von der Erde nehmen soll. Eine himmlische Stimme verkündet der zukünftigen Gottesmutter, dass Vishnu (Gott) inkarnieren wird (Q). Doch der Tyrann wirft sie in den Kerker, und verübt immer wieder Kindermord an ihren Neugeborenen - bis die Familie endlich, mit himmlischer Hilfe, mit dem achten Kind, Krishna, fliehen kann. Kamsa schickt die kindermordende Dämonin Putana hinterher, um alle Kinder in den umliegenden Orten umzubringen. (Q) (Q) (Q)

Der Ursprung dieser Legende reicht sehr weit zurück, locker 1.000 Jahre vor Christus, deshalb ist sie auch "phantasievoller" geschrieben. Sie klingt aber wie eine Abwandlung von König Herodes' Kindermord in Bethlehem. Viele fragen sich: wie können beide Geschichten "wahr" sein?

Es gibt angeblich weitere Parallelen zwischen Jesus und Krishna, und ein Forscher stellte sie in diesem Vergleich  gegenüber. Z.B. heilte Krishna angeblich einen Leprakranken etc.

Im Osten wie im Westen... überall "Teufelswerk"

Ich finde es lustig, dass die christlichen Missionare so oft, egal ob im Osten oder Westen, "Teufelswerk" vorfinden:
Die Ähnlichkeiten zur römischen Kirche sind so zahlreich, dass die ersten katholischen Missionare, die den buddhistischen Priestern begegneten, verwirrt waren und dachten, der Satan würde hier ihre heiligen Rituale nachäffen. Ein portugiesischer Missionar rief erstaunt aus: "Da ist kein Stück Gewand, keine priesterliche Funktion, keine Zeremonie des römischen Hofes, die der Teufel hier in diesem Land nicht kopiert hätte."
aus: Ten Great Religions, von James Freeman Clarke
Aber was ist schon Original? Was ist Kopie?

Es geht aber nicht darum, Figuren gleichzusetzen. Krishna ist Krishna, und Jesus ist Jesus, und die Religionen haben sicher viele Unterschiede. Aber es scheint doch einiges auf rätselhafte Weise "durcheinander" gekommen zu sein! Das ist auch beim nächsten Beispiel so:

Jesus, noch bevor es Jesus gab - Dionysos

Es scheint, als hätte sich die Jesusgeschichte in Fragmenten quer über Raum und Zeit verteilt. Wie Jesus und Krishna hat auch Dionysos eine Auseinandersetzung mit einem Herrscher der ihn hinrichten lassen will. Die Geschichte laut Euripides, ca. 400 Jahre vor Chr.:

Jesus' bejubelter Einzug
in Jerusalem
Der Gottessohn Dionysos, geboren einer Sterblichen, wanderte in den jungen Jahren seines Menschendaseins nach Indien. Er kehrt danach triumphierend mit einer Schar Anhänger nach Theben zurück, um seine dort gewonnenen Lehren zu verbreiten. Die Bewohner der Stadt, jung wie alt, reich wie arm, trinken und tanzen in den Straßen, um die Ankunft dieses Menschen-Gottes zu feiern. Doch der Herrscher Pentheus, der Aufruhr und Machtverlust wittert, läßt ihn verhaften. Dass sich die Bewohner von der Begeisterung anstecken lassen gefällt ihm gar nicht:

"Welch ein Wahnsinn hat euch betört, daß euch, die kein Schlachtschwert jemals geschreckt hat, jetzt ein weichlicher Zug von berauschten Toren und Weibern besiegt?

Wollt ihr es dulden, daß ein wehrloses Knäblein Theben erobere, ein Weichling mit balsamtriefendem Haar, auf dem ein Kranz aus Weinlaub sitzt, in Purpur und Gold anstatt in Stahl gekleidet, dem keine Wehr, keine Fehde behagt? Wenn nur ihr wieder zur Besinnung kommt, so will ich ihn bald nötigen, einzugestehen, daß er ein Mensch ist, daß nicht Zeus sein Vater ist und alle diese prächtige Gottesverehrung erlogen ist!"

Für das unerhörte Vergehen, zu behaupten der Sohn Gottes zu sein, will Pantheus Dionysos brutal hinrichten lassen. Doch ein Seher warnt den König: "Dieser neu eingetroffene Gott den du lächerlich machst, ich kann nicht ausdrücken, wie mächtig er in Hellas sein wird." (Q, Q, Q)

Jesus ist ja eine Figur die sich für die Menschen opfert, sanftmütig die andere Wange hinhält, und seine Widersacher werden, wenn überhaupt, nur durch ihre Reue bestraft. Bei Dionysos geht die Geschichte aber anders aus: er hat kein Problem damit, den König, der ihn verleugnet, von seinen rasenden Anhängern in Stücke reissen zu lassen. In der Bibel gibt es zwar die Zeloten (Fanatiker), die sind aber im Vergleich richtig zahm.

Der Alchemismus des Weines - dies ist mein Blut

Dionysos mit der Weinschale
Man erfährt in der Legende, dass Dionysos nach Indien ging, um den Weinbau zu erlernen, damit er seinen Kult begründen kann. Klingt komisch, ist es aber nicht, wenn man die alchemistische Bedeutung berücksichtigt. Wir sprechen nicht umsonst von Wein-geist und von Spirit-uosen. Schon die Griechen sahen das als Symbol für die "Gottesessenz" in allem (Q), was ja bei den Christen nicht unbekannt ist: Jesus wandelt Wasser in Wein und verkündet "das ist mein Blut", wie es jeder Pfarrer zelebriert. Diese Zeremonie mit Brot und Wein gab es schon bei den römischen "Mysterienkulten", was der Märtyrer Justinus - was sonst - als Teufelswerk sieht (Q).

Ein Netzwerk an Figuren - doch wichtige Ideen bleiben gleich

Wie Dionysos tötet auch Krishna den Tyrannen. Beide werden auch oft mit dem ägyptischen Horus identifiziert. Zusätzlich wurde Jesus oft mit Apollo verglichen (kein Wunder, denn Apollo - das Rationale, Berechnende - und Dionysos - das Emotionale, Ungestüme - bilden eine Einheit). Und Horus wurde wiederum mit Apollo verglichen (Q). Und Krishna wiederum wurde als der "hinduistische Apollo" bezeichnet! (Q)

Jesus - nur eine zusammengeklaute Erfindung aus älteren Mythen?

Apollo, spätes 2. Jht
Manche sehen all diese Parallelen als Beleg dafür, dass Jesus nur ein abgekupferter Mythos ist (Christ myth theory). Es wird z.B. darauf verwiesen, dass das Motiv des sterbenden und wiederauferstehenden Gottes überall anzufinden ist, genauso wie die jungfräuliche Gottesmutter. Die Wurzeln sollen bis nach Ägypten reichen, wie z.B. das Konzept des Gottes mit den 12 Apostel (siehe Bild unten). Zu den kurioseren Theorien von Jesus-Kritikern zählt z.B. die, dass ein gewisser "Hesus der Druide" als Vorlage diente, der schon vor Jesus gekreuzigt worden sein soll.

Es würde hier den Rahmen sprengen, alle angeblichen Vorlagen für Jesus zu behandeln. Das Argument scheint jedenfalls zu sein: die Jesusgeschichte ist so allgegenwärtig, dass Jesus nicht real gewesen sein kann. "Allgegenwärtig, und deshalb nicht real" - hmm.

Die Durchsagen von Seth legen eine unerwartete Erklärung nahe

Laut Seth ist das "Christus-Drama", wie er es nennt, ein Ereignis, das weitgehend in den Astralebenen stattfand. "Ideen nahezu unvorstellbarer Größe" entfalteten sich, und wirkten, losgelöst von Raum und Zeit auf die materielle Ebene ein. Und darum geht es im 2. Teil: Seth über das Christus-Drama - das multidimensionale Schauspiel

 
Dionysos am Kreuz (Q)
(Bakkikos=Bacchus=Dionysos)
Datierung und
Authentizität umstritten



Isis und Horus                 Maria und Jesus              Devaki und Krishna
Horus und 12 "Apostel" schon in Ägypten? Eine kontroverse These
von Vertretern der "Christ-Myth"-Theorie (Q)