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Dienstag, 4. März 2014

Seemannsgarn - Als Forscher ein Ungeheuer entdeckten

Wer liebt nicht gruselige Schauermärchen von Seemonstern oder Riesenkraken? Ich jedenfalls schon! 1994 nahm Laura Knight-Jadczyk mit Hilfe ihres Ouija-Boardes Kontakt mit ihren jenseitigen Helfern auf, um Antworten auf die Fragen ihrer Kinder zu erhalten, die unbedingt etwas über Seemonster wissen wollten. Könnte es da unten wirklich riesige unbekannte Lebewesen geben? Und gibt es dafür gar wissenschaftliche Hinweise?

Hier zuerst der kleine Auszug aus dem channeling-Protokoll:

Q: (L) Gibt es unbekannte, riesige "Tiefseemonster"?

A: Riesenkrake, 300m lang. Es gibt tausende von ihnen.
 .....
Q: (L) Sie wollen auch wissen wie lange es dauert dass sie so groß werden, und wie alt sie werden.

A: 200 um zu wachsen, und sie werden 700 Jahre alt.
Nun, das hört sich natürlich reichlich fabelhaft an, und hat den Titel "Seemannsgarn" redlich verdient! Soll das jemand glauben? Die Zahlen könnte man um eine Zehnerstelle verringern, und es wäre immer noch beachtlich. OK, die notorischen Schwierigkeiten, auf medialem Wege Zahlen zu übermitteln, sind bekannt. Das ist nicht unbedingt verlässlich.

Umso interessanter ist es, dass es tatsächlich handfeste Indizien für unbekannte riesige Meeresbewohner zu geben scheint. Überall in den Weltmeeren sind militärisch-wissenschaftliche Sonargeräte der US-Forschungseinrichtung NOAA (US National Oceanic & Atmospheric Administration) installiert, und diese hören im "Acoustic Monitoring Project" ab, was sich in den Tiefen des Ozeans tut. Schon zur Zeit des kalten Krieges wurde auf diese Weise nach russischen U-Booten gelauscht. 1997, 3 Jahre nach besagtem channeling, fingen diese Messgeräte mehrfach ein auffälliges Geräusch auf, das die Wissenschaftler ins Staunen brachte. Sie nannten es "Bloop".

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Quelle: Wikimedia

Frequenzmuster "Bloop"
Als Laie kann man so ein Unterwasser-Geräusch schwer beurteilen. Für die Forscher aber hat jedes Geräusch eine charakteristische Signatur, wie ein Fingerabdruck, und so können Wale, Boote, Erdbeben, Vulkane etc. anhand ihres Spektogramms unterschieden werden. Dr. Christopher Fox, Leiter des besagten Projektes, sprach mit der Zeitschrift NewScientist, und da heißt es:
Fox nimmt an, dass "Bloop" mit der größten Wahrscheinlichkeit von einer Art von Lebewesen stammt, denn seine Signatur ist eine schnelle Frequenz-Variation ähnlich jener von Geräuschen die man von anderen Meereslebewesen kennt. (Q)
Aber das Geräusch wäre nicht so rätselhaft, wenn es da nicht ein Problem gäbe: "Bloop" war dermaßen laut, dass es von Mikrofonen in einem Gebiet von 4.800 km aufgezeichnet wurde. Man stelle sich vor, jemand würde in Deutschland rufen, und Leute in der Türkei können es hören. Ziemlich verrückt, auch wenn Wasser den Schall besonders gut leitet!

Und weiter:
Dr. Christopher Fox denkt weder, dass die Quelle menschengemacht ist (wie etwa U-Boote, Bomben), noch gleicht es bekannten geologischen Vorgängen, wie etwa Vulkanen oder Erdbeben. Das Audio-Profil von Bloop gleicht dem eines Tieres, aber die Quelle bleibt doch mysteriös, denn zum einen unterscheidet es sich von allen bekannten Tier-Geräuschen, zum anderen ist es um ein Vielfaches lauter als das lauteste bekannte Tier, der Blauwal. (Q)
Was kann das für ein "Ungetüm" sein? Das stellte auch Biologen vor ein Rätsel:
Phil Lobel, Meeresbiologe an der Boston University, stimmt zu, dass "Bloop" wahrscheinlich biologischen Ursprungs ist. Er ist aber kein Anhänger der Kraken-Theorie. "Cephalopoden haben keinen gas-gefüllten Sack, können also diese Geräusche nicht machen. Man kann es nicht ganz ausschliessen, aber ich bezweifle es." (Q)
Klar, was kann man auch für Aussagen machen über ein hypothetisches Lebewesen das man gar nicht kennt, oder bestenfalls nur verwandte Arten? Es hat ja auch ein Löwe wieder einige andere Merkmale als ein kleines Schmusekätzchen. Wie auch immer, man war in einem Dilemma. Einerseits erkannte man im Bloop die "biologische Signatur", andererseits will man sich dann doch kein Lebewesen dieses Ausmaßes vorstellen.

Vernünftigere Erklärungen mussten gefunden werden, und zum Favoriten entwickelte sich das Einstürzen eines Eisberges. Aber nun waren die ursprünglichen Aussagen der Forscher nun mal schon getätigt, und hitzige Debatten zwischen Laien-Anhängern der Theorien waren vorprogrammiert. Gerade im Internet, siehe z.B. der englische Wikipedia-Artikel, auf dessen Diskussionsseite auch etwas fragwürdige Argumente zu lesen:
Erstens, es ist viel zu laut. Unmöglich kann eine lebende Kreatur so ein lautes Geräusch machen. Es müsste vielfach größer sein als die größten bekannten Lebewesen, also kann es kein Lebewesen sein.
Kein Witz, das ist die Argumentation. Es ist zu laut. Das Tier müsste größer sein als die bekannten, deshalb ist es kein Tier. (Wie will man jemals etwas Neues erfahren, wenn sich alles nur im Bereich des schon Bekannten befinden darf?). Ob Lebewesen oder Eisberg, es ist interessant, wie Menschen reagieren, wenn sie etwas Unbekanntes wittern.

Im Laufe der Jahre verlegte sich die NOAA ganz auf die Eisberg-Theorie, und verwarf ihren früheren Standpunkt. Und man verwarf auch die Aussage, dass das Geräusch nicht mit geologischen Vorgängen zusammenpassen würde. Es heißt jetzt, das Geräusch wäre das selbe wie das als der gigantische Eisberg "A53A" auseinanderbrach. Wie sich das anhörte, das kann man sich hier in diesem kleinen Video bei National Geographic anhören. Gibt es hier Ähnlichkeiten? Enscheidet selbst!

Und so bleibt eine eindeutige Antwort weiter im Dunkeln, wie so manches Tierchen in der Tiefsee. Und dieses Seemannsgarn (das vielleicht gar keines ist?) wird weiter die Grusel-Phantasien anregen.

Bloop - Wikipedia deutsch
Bloop - Wikipedia englisch
CNN - Tuning in to a deep sea monster
NewScientist - Calls from the deep