Dienstag, 14. Oktober 2014

Konzentration und Meditation - über den Verstand hinaus

In unserer Gesellschaft steht Konzentration hoch im Kurs. Von Schule bis Arbeit wird vor allem die linke Gehirnhälfte strapaziert. Auswendiglernen, Aufzählungen, Konzepte, Logik, Wörter. Wir konzentrieren uns so stark auf unsere Gedanken... bis wir selbst zu den Gedanken werden! Unser tieferes Bewusstsein verlieren wir dadurch aus dem Blick. Wenn wir uns konzentrieren, dann konzentrieren wir uns also eigentlich selbst. Ja, wir, uns selbst! Dann bleibt von unserer "Seelenessenz" nur ein "Konzentrat" übrig. Wie ein Fruchtsaft-Konzentrat, das zu einer zähen Masse wird. Mit dem viel beschworenen "freien Fluss der Energien" klappt es dann nicht mehr.


Alles ist Konzentration (zusammenziehen, "sich in einem Mittelpunkt vereinigen", ) und Expansion (ausweiten, Meditation). Das sind einfach verständliche Prinzipien, die sich im Großen wie im Kleinen abspielen. Die ganze materielle Welt ist ein gewaltiges gedankliches, verdichtetes "Konzentrat", erschaffen aus höheren Bewusstseinsebenen. Und jeder von uns ist ein verdichtetes Konzentrat seiner Vollseele, welche sich darauf fokussiert genau dieser Mensch zu sein.

Nun, an Konzentration ist im Grunde nichts schlechtes. Unser Alltag wäre nicht anders denkbar (im wahrsten Sinn des Wortes). Wir konzentrieren uns auch gern auf ein gutes Buch, oder einen Film im Kino. Erst wenn wir alles störende um uns ausblenden, können wir in die Geschichte eintauchen. Genauso taucht die multidimensionale Vollseele in das Menschenleben ein. Sie "konzentriert sich selbst" z.B. auf den Menschen "Herbert", damit sie auch wirklich als "Herbert" erleben kann.

Die Gesellschaft leidet an chronischer Konzentration

Soweit so gut (zumindest solange wir TV und co. nicht dazu nutzen, um vor uns selbst und der Gegenwart zu flüchten, was sicher häufig der Fall ist.) Nur, eigentlich leidet die Menschheit ja, auf verschiedenen Ebenen, an "chronischer Konzentration". Z.B sind wir so extrem in unserer Gedankenwelt verstrickt und können den Gedankenapparat nicht mehr beliebig abstellen... Die Gedanken sind es, die uns aus der Gegenwart ziehen, und sind auch die Quelle aller Ängste, wie Lehrer wie Eckhart Tolle oder Krishnamurti ausführlich beschrieben.

Also was tun? Könnte es in Zukunft irgendwann ganz normal sein, dass an Schulen von klein auf Meditationstechniken im Lehrplan enthalten sind, um eine bessere Balance zu erreichen? In mancher Hinsicht ist unser heutiges Schulsystem ja eher eine Bewusstseins-Verengungs-Maschinerie, und wird von vielen als die reinste Folter empfunden. Interesse an Bewusstseinsübungen besteht durchaus auch in der Wirtschaftswelt. Eckhart Tolle führte ein Gespräch vor Google-Angestellten und gab dabei entsprechende Tips:

Eckhart Tolle in Conversation with Bradley Horowitz | Talks at Google

Eine weitere Übung die ich sehr schön finde ist folgende:

Übung: der "Fluss der Gedanken"

Hier geht es darum sich für die Gedanken zu sensibilisieren und sie zu beruhigen:
Man legt sich gemütlich hin und entspannt sich. Man stellt sich vor, in der Natur bei Sonnenschein an einem schön plätschernden Bach zu sitzen, einfach um eine positive Grundstimmung zu erzeugen. Man denkt an nichts aktiv, beobachtet am besten einfach nur seinen Atem. Dabei achtet man, ob ein willkürlicher Gedanke in den Sinn kommt. Wenn einer kommt, nur nicht sich von dem Gedanken "mitreissen" lassen in eine Gedankenkette, sondern schön "am Bach sitzen bleiben". Den Gedanken nimmt man einfach zur Kenntnis und beobachtet ihn. Man "nimmt" ihn dann, setzt ihn auf den Bach und lässt ihn wieder davontreiben, und achtet wieder auf den Atem. Das ist alles! Das macht man mit jedem Gedanken der "ungefragt" daherkommt.
So behält man immer die Oberhand. Unwillkürliche Gedanken sind zwar ein Teil von uns, sollen aber nie der Herr im Haus sein.