Donnerstag, 8. Mai 2014

Psychische Epidemien - ein Beleg für die Verbundenheit von Bewusstsein

gedankliche Viren - virale Gedanken
Immer wieder über die Jahrhunderte kam es zu rätselhaften "psychogenen Epidemien": psychische Störungen, die keine im Labor feststellbare Ursachen haben, aber trotzdem ansteckend wirken als wäre da ein Virus. Der Fall von mehreren Schülerinnen, die zur selben Zeit Ticks entwickelten ging vor wenigen Jahren durch die Medien. Was für die Medizin bis heute nicht erklärbar ist, ist aber gar nicht so rätselhaft, wenn man weiss, dass Bewusstsein verbunden ist.

Der Fall von Le Roy (New York), 2011

Im Jahr 2011 entwickelten mehrere Mädchen einer Kleinstadtschule plötzlich seltsame Ticks: unwillkürliche Bewegungen und Zuckungen der Gliedmaßen und der Mimik, verbale Ausbrüche (ähnlich dem Tourette Syndrom), Stottern, und ähnliches. Umwelteinflüsse und neurologische Ursachen konnten nicht gefunden werden, und viele dachten, sie würden einen Streich spielen. Nach einiger Zeit war die Zahl der Betroffenen auf 16 gestiegen (Q, Q, Q).

Dass einzelne Menschen Stress in körperliche Symptome umwandeln ist bekannt ("Konversionsstörungen"). Aber dass rein psychische Störungen ansteckend wirken und zu Epidemien werden, stellt das "rationale Weltbild" vor Probleme. Das Bewusstsein steckt doch im Gehirn fest?

Adamus sprach das Thema kurz nach dem Vorfall an, und nennt dabei ein wichtiges Stichwort:
Ihr werdet in Zukunft mehr von diesen Erscheinungen sehen. Unerklärbare Ticks. Sie werden buchstäblich über die Wellen des Massenbewusstseins verbreitet. Und die Experten kommen mit wirklich schwachsinnigen Erklärungen. "Muss wohl am Wasser liegen das sie getrunken haben".
Offensichtlich war das aber ein milder Ausbruch, und es ist bei weitem kein Einzelfall. Es gibt viele Beispiele in der Geschichte, eins skurriler als das nächste. Da wäre...

Die Lachepidemie in Tansania 1962

Wegen der Epidemie mussten mehrere Schulen geschlossen werden. Es begann mit 3 Schülerinnen, die anfingen zu lachen, aber nicht mehr aufhören konnten, und endete mit insgesamt 1.000 Betroffenen im Umkreis von fast 100 km. Zu den Symptomen gehörten Lach- und Weinkrämpfe, aber auch Wutausbrüche. Erst nach 2 Jahren klang die Epidemie wieder ab. Auch hier brachten medizinische Untersuchungen kein Ergebnis, äußere Einflüsse (Vergiftungen etc.) wurden ausgeschlossen. (Q)

Ein weiteres Beispiel ist eine Epidemie im Westjordanland 1983, in der in 3 Ausbruchswellen in mehreren Orten hunderte Menschen von Atemnot, Hyperventilation und Schwindel betroffen waren. Die Symptome konnten aber "weder durch körperliche Anzeichen noch durch labordiagnostische Methoden bestätigt werden" (Q).

"Alles Simulanten" - die Ratlosigkeit der Medizin

Meistens werden die Betroffenen verdächtigt zu simulieren, und sie leiden dann auch noch darunter nicht ernst genommen zu werden. Das Wort "Massenhysterie" taucht dann immer auf, und es stört anscheinend niemanden, dass der Begriff in der modernen Medizin eigentlich abgeschafft wurde. Genauso wie das Wort "delusion" (Täuschung, Wahn) macht es ja den Eindruck, dass die Symptome "nicht real" sind und die Leute sich das einbilden.

Offiziell nennt man es meist psychogene Epidemien, und in Wikipedia erfährt man: 
Massenhysterie ist bis heute ein schlecht verstandenes Krankheitsbild. Wenig Gesichertes existiert hinsichtlich ihrer Ursachen.
  • Erscheinungsformen beinhalten Störungen im motorischen Verhalten, oder auch akute Erregungszustände
  • zum Teil rapide Ausbreitung durch Sichtkontakt ("via sight"), Klang oder Kommunikation
  • oft sind homogene Gruppen betroffen, wie Schulklassen oder Fabriksarbeiter
  • mehr weibliche Betroffene (Prädisposition von Frauen und Mädchen).
Die früheste belegte Erscheinungsform der psychogenen Epidemie ist, wie der Artikel sagt, die sogenannte Tanzwut, die sich im Mittelalter in Europa zu einer gefürchteten Volkskrankheit ausbreitete. Dagegen wirken die modernen Fälle direkt harmlos, und es ist so seltsam, dass ich näher darauf eingehe:

Die "Tanzwut" im Mittelalter
auch: Veitstanz, Tanzepidemie, Tanzmanie, Tanzplage, Johannestanz

Über den Zeitraum von mehreren Jahrhunderten brach diese Epidemie immer wieder in Deutschland und umliegenden Ländern aus, mit den ersten Ausbrüchen im 11. und 12. Jht. Aachen war 1374 betroffen, dann breitete sich das Phänomen in die Niederlande, Belgien, Köln und hinunter nach Italien aus mit zum Teil je hunderten Betroffenen.

Ein bekanntes Beispiel ist die "Tanzplage" von 1518: eine Frau begann in den Straßen von Straßburg frenetisch zu tanzen, und hörte nicht mehr damit auf. Nach einer Woche hatten sich ihr 34 Menschen angeschlossen, und nach einem Monat waren es um die 400 Tänzer. Einige starben irgendwann an Erschöpfung, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die historischen Dokumente, darunter ärztliche Notizen, kirchliche Trauerreden, regionale Chroniken und Aufzeichnungen des Strassburger Stadtrates sind klar darin, dass die Opfer "tanzten" (Q).

In diesem Text von 1832 des Medizinhistorikers Justus Hecker sind viele wichtige überlieferte Infos zu dem Thema behandelt. Weitere Symptome - abgesehen von dem "unwiderstehlichen Drang zu Tanzen" - sind unkontrolliertes Schreien, spasmische Zuckungen, wilde Verrenkungen, Wutausbrüche, Schaum vor dem Mund, völlige Weggetretenheit und Unansprechbarkeit, bis die Leute erschöpft zu Boden fielen. Dann oft irgendwann wieder aufstanden und weitermachten. Die Ansteckung erfolgte durch Sichtkontakt (propagated by the sight of the sufferers), und es war interessanterweise nur die untere soziale Schicht betroffen.

Wie die Menschen damit umgingen war oft skurril, weil sie ja völlig ratlos waren (genauso wie die heutigen Mediziner übrigens). Es war üblich, dass für die Befallenen Musik gespielt wurde, um sie in ihrem Tanzdrang zu unterstützen, in der Hoffnung, dass der Anfall umso schneller vorbei ginge. Vor allem aber wurden sie in Karren oder zu Fuß zu den Kapellen des Heiligen Johannes und des Heiligen Veit (St. Vitus) gebracht, die man um Heilung anbetete, deshalb die Bezeichnungen Veitstanz oder Johannestanz. Viele Menschen pilgerten auch freiwillig regelmäßig zu den Kapellen, um für das nächste Jahr vor der Krankheit sicher zu sein.
  Pieter Bruegel: "Tanzmanie. Prozession der Epileptiker zur Kirche von Molenbeek", 1564
Pieter Bruegel: "Tanzmanie. Prozession der Epileptiker zur Kirche von Molenbeek", 1564 (Q)
Noch witziger: Hecker berichtet von einer Verordnung, die das Herstellen der damals modischen Spitzschuhe verbot, weil die Tanzwütigen angeblich "mit einer morbiden Abscheu" auf ihren Anblick reagierten. Noch wütender machte sie die Farbe Rot. Anscheinend verarbeitete Hans Christian Andersen diese Elemente in seinem Märchen vom Mädchen mit den roten Schuhen, das nicht mehr aufhören kann zu tanzen (und sich am Ende die Füße abschneiden lässt).

In Italien wurden Varianten der Tanzepidemie "Tarantismus" genannt, weil man glaubte, der Biss der dort vorkommenden Tarantel wäre verantwortlich für die Symptome, die sich dann aber verselbständigten: "Neugierige Frauen mischten sich in das Gedränge, und steckten sich an, nicht etwa durch das Gift der Spinne, aber durch das mentale Gift das sie eifrig über das Auge erhielten." Die Spinne ist in Wahrheit völlig ungefährlich, die Redewendung "wie von der Tarantel gestochen" hat sich aber erhalten. Auch hier wurde wie im Rest Europas für die Kranken Musik gespielt, quasi ein "musikalischer Exorzismus" (die "Tarantella", die bis heute Bestandteil der italienischen Volksmusik ist) (Q).

Dass die Krankheit noch lange Zeit gefürchtet war zeigt ein Zitat von 1797, wo es heißt, "man wird hoffentlich irgendwann das Wort Krieg mit dem selben Schaudern aussprechen wie den St. Veitstanz, Pest, Hungersnoth und Erdbeben" (Q). Tja, heute sprechen wir es meist nur mehr im übertragenen Sinn aus ("ein politischer Veitstanz" u.ä.).

Seth über Epidemien - ein stiller kollektiver Protest

Die unterdrückten Energien einer unterdrückten Gesellschaft sind wie ein Vulkan, der früher oder später ausbricht.
Das Umfeld in denen eine Epidemie auftritt deutet auf die politischen, soziologischen und wirtschaftlichen Zustände hin, die zu der Krankheit geführt haben. Oft treten solche Ausbrüche aus, nachdem herkömmliche gesellschaftliche Proteste versagt haben oder von vornherein als hoffnungslos gelten.
Individuum und Massenschicksal, 1981
Man muss sich nur anschauen, welche Zustände im Mittelalter herrschten. Die Pest war gerade erst überstanden, dann Hungersnöte, Kriege, Armut, Unterdrückung durch Kirche und Herrscher, gesellschaftliche und religiöse Zwänge, Feudalismus, Leibeigenschaft (annähernd Sklaverei), somit kaum persönliche Freiheit, und keine rechtlichen oder politischen Möglichkeit der unteren Schicht, etwas daran zu ändern. Wenn sich die Spannungen nicht sonstwie ausdrücken können, dann tun sie es durch Krankheiten.

Diese unterdrückten Energien sind real, auch wenn wir sie, wie jedes Bewusstsein, nicht messen können. Sie stecken auch nicht nur "in den Köpfen", sie ziehen sich wie Nebelschwaden durch die "Kollektiv-Aura", wie es manche nennen, und sind für jeden potenziell "ansteckend", der sich mit dem Problem identifiziert (die vielzitierte Resonanz), und sich somit "infiziert" . 

Bei der Tanzwut ist es offenbar so, dass die Gesellschaft unterbewusst diese "Methode" wählte. Lachen, Weinen, Schreien, Toben dient alles dem Abbau von Energie, es geschieht aber krankhaft und völlig unkontrollierbar, wenn die unterdrückten Energien erst einmal hochkommen. Da könnte man genauso versuchen auf einen ausgebrochenen Vulkan einen Deckel draufzumachen.

Wenn Schulklassen betroffen sind, kann es um Spannungen in der Schule gehen, es könnten auch alle möglichen unterdrückten Energien der Gesellschaft sein. Diese bahnen sich dort einen Weg, wo es ihnen am ehesten erlaubt wird. Homogene Gruppen bilden einen gemeinsamen "Kanal", und Kinder, vor allem Mädchen, und bei Erwachsenen die Frauen, sind am empfänglichsten - aus dem selben Grund, aus dem mehr Frauen mediale Fähigkeiten haben: sie sind durch höhere Empathie und Emotionalität am offensten für alles Feinstoffliche. 

Unmenschliche Arbeitsplätze, die keinen freien Energiefluss erlauben, waren auch oft betroffen, und der Begriff  "Fliessband-Hysterie" tauchte auf. So wie in einer Textilfabrik des 18. Jahrhunderts, als 25 Arbeiterinnen einen Anfall von Krämpfen und Zuckungen bekamen, und die Fabrik gezwungen war zuzusperren. Der vermeintliche Auslöser (ein Gerücht über giftige Baumwolle) war wie die Tarantel nur ein Katalysator.

Seth über gedankliche Viren und virale Gedanken

Dass es ansteckende, rein psychische Epidemien gibt klingt seltsam. Bei Seth findet man unzählige Erläuterungen darüber, wie ähnlich sich Gedanken und Viren sind. Einige gesammelte Auszüge:
Gedanken sind "ansteckend", und ihr habt eine natürliche Immunität gegen alle Gedanken die nicht euren Absichten und Überzeugungen entsprechen.Versteht, dass Gedanken genauso eine physische Auswirkung auf euren Körper haben wie Viren.

Einfach ausgedrückt, kann man eure Gedanken als unsichtbare Viren betrachten, es sind Träger, die nicht nur in eurem Körper Reaktionen auslösen, sondern dem gesamten physischen System. Gedanken sind so natürlich wie die Zellen eures Körpers, und genauso real. Sie interagieren miteinander wie es Viren tun.

Es entspricht der Natur der Gedanken, genauso schnell, interagierend, selbst-verbreitend und lebendig zu sein wie Viren.

Ihr stellt euch Viren als physisch vor, und Gedanken als mental. Aber Gedanken haben auch einen physischen Aspekt, und Viren haben auch einen mentalen Aspekt.
Die Natur der persönlichen Realität, 1974
Individuum und Massenschicksal, 1981
Viren sind Absichten des Bewusstseins, die sich auf körperlicher Ebene materialisiert haben. Biologisch gesehen sind sie einfach ein Bündel an Erbinformation - sind weder gut noch schlecht, haben aber definitiv ein "Imageproblem". Viren spielen eine wichtige Rolle in der Evolution, sind in vieler Hinsicht die Basis des Lebens und die ausführenden Gehilfen unseres Willens zur biologischen Entwicklung. Sie können auch aus einer (selbst-)zerstörerischen Absicht getriggert werden. Ein Virus ist aber in jedem Fall nur ein materielles Abbild - die echte Ansteckung ist immer emotional und mental, und niemand ist zufällig betroffen. Seth nennt Viren auch "soziale Kommunikation auf biologischer Ebene", sind also Statements der Gesellschaft.

Die Verlegenheitserklärungen der "rationalen" Medizin

Das Problem der "rationalen" Medizin ist leicht erklärt: schon aus Gründen der Wahrscheinlichkeit kann eine psychische Störung zu einem bestimmten Zeitpunkt und Ort nur bei einem Menschen auftreten. Und die Psyche ist doch im Kopf eingesperrt! Geschieht es bei einer ganzen Gruppe, müssen folglich alle bis auf den Ersten Nachahmer sein. Voila, eine "Massenhysterie". Und bei Wikipedia wird bei "psychogenic illness" wohl nicht zufällig auch auf "Hypochondrie" weiterverwiesen.

Oder man nennt es gleich, wie in diesem pdf über die Tanzwut von der Seite der Ärztekammer, ein "Nachahmungssyndrom", und nimmt der Sache so jede Realität. Als Beleg, dass der Großteil nur Nachahmer und Simulanten waren, wird da eine nette Anekdote angeführt: ein Arzt des 18. Jahrhunderts erzielte schnell "wundersame" Heilerfolge, indem er ankündigte, er müsse alle mit einem Brenneisen brennen, bei denen sich keine Besserung der Zuckungen einstellt. Schnell ließen die Symptome nach. Ob das ein guter Beleg ist kann man bezweifeln, auch Till Eulenspiegel erzielte ja tolle Heilerfolge bei den Lahmen und Bettlägrigen, indem er ihnen sagte, er werde den Langsamsten zu Heilpaste verarbeiten.

Ein weiterer "geistreicher" Erklärungsversuch: die von der Tanzwut befallenen waren in Wahrheit Anhänger religiöser Kulte. Diese hätten clever den Vorwand einer Krankheit genutzt, um ihre verbotenen tranceartigen Tänze auf offener Straße und ohne Angst vor Bestrafung ausführen zu können. Zur Erinnerung, es geht um eine gefürchtete Krankheit die zum Tod führen konnte, oder ein Zittern hinterließ und den Menschen auf Jahre schwer zeichnete. Es dürfte aber einen missverstandenen wahren Kern geben: solche Gruppen, die sich in Trance versetzten, waren sicher auch Kandidaten, zum Kanal für "brodelnde Energien" zu werden. Das alles wurde dann, wie die Tanzwut selbst, oft als Besessenheit gedeutet.

Dann gibt es die Ansicht, es war nur ein Vorwand des Pöbels für "unzüchtiges Verhalten" (Q,Q), was genauso ein Fehlschluss ist wie zu sagen, ein politischer Aufruhr wäre nur ein Vorwand, Autos anzuzünden und Läden zu plündern.

Ein Arzt erklärt die psychogenen Epidemien mit der ansteckenden Wirkung eines Gähnens (ist das zweite Gähnen eigentlich weniger echt als das erste?), oder der Verbreitung schlechter Laune (Q). Der Ansatz ist ja nicht schlecht, er gesteht aber auch ein:
Niemand ist glücklich mit der Diagnose Konversionsstörung für diese Ticks. Die Patienten fühlen sich beleidigt, und Eltern befürchten dass eine körperliche Ursache übersehen wurde. Und welcher Arzt der seinen Titel wert ist kann völlig zufrieden sein mit einer Erklärung die uns nichts über die Ursache der Krankheit sagt oder wie sie genau zu behandeln ist?
Es ist nicht nur das real was man unter dem Mikroskop und dem Gehirnscan sieht, und jede Krankheit hat eine Message. Insofern sind sie Fluch und Segen, weil die Ärzte mit der Nase darauf gestoßen werden, dass das "rationale" Modell nicht zur Erklärung ausreicht.