Seiten

Montag, 15. Juli 2013

Wie in den Veden die Milchstraße entsteht - das Quirlen des Milchozeans

Quirlen des MilchozeansNach dem Urknall war zuerst alles voller Gase ohne jede Form. Erst mit der Zeit verwirbelten, verklumpten und verdichteten sich die Gase zu fester Materie,  und formten wirbelförmige Galaxien mit Sternen und Planeten. In diesem 3. Teil der Serie geht es darum, wie in den vedischen Texten aus der kosmischen Ursuppe Materie, und Galaxien wie unsere Milchstraße, entsteht. Es ist die Erzählung vom Quirlen des Milchozeans!

Das "Quirlen des Milchozeans"

Die Geschichte geht so: es war zu einer Zeit, da gab es das physische Universum noch nicht so wie wir es kennen. Und Gott Vishnu sah, dass sich die niederen Seelenwesen - die "guten" (Devas) und die "dämonischen" (Asuras) - immerzu stritten. Und so schlug Vishnu vor, sie sollten mithelfen bei einem neuen Schöpfungsakt. Vielleicht würden die Beteiligten so weiterkommen auf ihrer Suche nach ihrer Göttlichkeit. Und so legen sie, unter der Anleitung von Vishnu, los: der kosmische Ozean wird gequirlt!

Quirlen des Milchozeans
Wie unsere Welt gequirlt wurde
Ein hoher Berg dient als riesiger Quirlstab. Und um diesen wickeln sie die Weltenschlange Vasuki, die als Seil dient. Es beginnt ein "kosmisches Seilziehen", und so drehen sie den Berg, und der kosmische Ozean beginnt zu wirbeln!

Es ist ein verbissenes Kräftemessen voller Intrigen, denn beide Parteien sind hinter der Belohnung her, dem Trank der Göttlichkeit "Amrita". Aber was ist da? Die arme gewürgte Schlange speit immer wieder fürchterliches Gift, das die gegenteilige Wirkung hat! Gott in Form von Shiva eilt zu Hilfe und schluckt selbst das Gift.

Quirlen des MilchozeansJe mehr sie drehen, desto mehr beginnt der Ozean zu blubbern und er wird zu Milch. Und mit der Zeit verklumpt er hie und da zu Butter. Während dessen manifestieren sich allerlei Dinge aus dem Ozean: eine Gottheit des Reichtums, eine Gottheit der Armut, heilige Tiere (Kuh, Elefant, Pferd...), ein Baum, Pflanzen, der Mond... Einer der Asuras, der Erzdämon, ergaunert sich unerlaubterweise einen Schluck des Amrita-Nektar, doch die Sonne greift ein - er wird niedergestreckt, und aus dem Körper entstehen die Planeten....

Shiva trinkt das Weltengift - Quirlen des Milchozeans
Shiva trinkt das Weltengift
Symbol für die
Menschwerdung Gottes
Aus mythologischer Sicht stecken da viele bekannte Motife drin: wie beim Drachenkampf haben wir hier die "Weltenschlange" und das "Weltengift", die allgegenwärtigen Symbole für die physische Schöpfung und die "Menschwerdung Gottes". Auch der niedergeworfene Erzdämon passt in das Bild. Vishnu thront ruhig im Zentrum, das undefinierbare Eine, die Singularität in der Mitte des Gequirle.

In diesem Dokument gibt es eine schöne Abhandlung über diesen Mythos von Helena P. Blavatsky. Sie schreibt:

Helena P. Blavatsky - Quirlen des Milchozeans
Helena P. Blavatsky
"Die leuchtende Essenz verklumpte sich und verteilte sich in den Tiefen des Raumes. Von einem astronomischen Standpunkt ist das leicht zu deuten: es ist die Milchstraße, die Welt-Materie, oder der Urschlamm in seiner ersten Form." "Im Chaos der Ursuppe sind die Göttlichkeit (Amrita) und Visha (Gift, Tod, Negativität) latent angelegt. Beides vermischt sich."

Das Amrita (Suche nach Göttlichkeit, Bewusstseinserweiterung) ist das Ambrosia in der giechischen Mythologie - wieder sind die gemeinsamen indogermanischen Wurzeln unserer Sprachen und Religionen offensichtlich (siehe Artikel Die Götter sind eins). Heute würden die Esoteriker statt Amrita und Visha eher Erhöhung/Reduktion von Schwingung bzw. Bewusstsein sagen.

Die alchemistische Symbolik: Dampf - Wasser - Milch - Butter - Dampf

Das unsichtbare Göttliche nimmt also im Universum materielle Gestalt an. Die Alchemisten sahen das in der Natur widergespiegelt: das unsichtbare Gasförmige wird beim Abkühlen flüssig, dann  fest, und umgekehrt.
Im Hinduismus ist es die Analogie aus Wasser-Milch-Butter. Die Kuh ist heilig, denn sie hüpft in der Geschichte als erstes aus der Ursuppe und ist gleichzeitig Symbol für das Erzählte: sie macht aus Wasser Milch, aus der die Menschen Butter machen. Und dann? In hinduist. und buddh. Zeremonien ist Butter sehr bedeutend: sie wird feierlich in Schälchen verbrannt, und somit wieder gasförmig. Es gibt auch solche Butterlampen. So schließt sich der Kreis, in dem die ganze Schöpfungsgeschichte symbolisiert ist!

Aus Bewusstsein wird Ursuppe, wird Milchstraße, und Lebewesen

Quirlen des MilchozeansEgal ob Christentum oder Hinduismus, immer wenn der urzeitliche, endlose Raum des Universums gemeint ist, wird es Ozean oder Wasser genannt. Das ist heute nicht viel anders, denn "Wissenschaftler sprechen von der sogenannten Ursuppe, einer physikalisch nur schwer definierbaren Vormaterie" (Q). In der Bibel heißt es: "der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser" - und man staune: auch Vishnu wird "der auf dem Wasser ruht" genannt! (Q) Und in der Bibel heisst es, ganz ähnlich wie beim Milchozean: "Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit webenden und lebendigen Tieren, Gevögel ..." (Q). Dass die Religion so unterschiedlich wären ist ein Hirngespinst.

Der Mythos des Milchozeans ist aber vielschichtig und beschränkt sich nicht auf Astronomie. Laut Blavatsky steht er in direkter Verbindung mit der Legende des "Krieges im Himmel" und dem "Fall der Engel". Ich habe über diese Themen schon ausführlich geschrieben: Luzifer und Drachenkampf, brauche es deshalb hier nicht nochmal tun. Die seilziehenden Wesen, das sind nach dieser Auffassung wir selbst, als diese Welt noch höher-dimensional war, sie aber wegen der stärker werdenden dualen Kräfte in die 3-Dimensionalität abstieg. Anhand der Dualität quirlten wir uns buchstäblich in die physische Welt. Das "kosmische Tauziehen" ist auf jeden Fall fundamental für jede Schöpfung - mir gefällt diese Aussage: "Jede Aktion birgt Gegenwehr, denn wenn Gegenwehr nicht existieren würde, würde 'das Eine' alles umschliessen, und Schöpfung wäre nicht möglich." (Q)

Flughafen Thailand - Quirlen des Milchozeans
Flughafen in Thailand
Man erkennt schnell die große Bedeutung dieser Schöpfungsgeschichte für den östlichen Kulturkreis: sie wird im Theater aufgeführt, im Flughafen in Bangkok steht eine überdimensionale Skulptur davon (links), und sehr bekannt ist das 50m lange Relief am berühmten Tempel von Angkor Wat (Kambodscha). Lasst euch aber spaßhalber auch diese grottige TV-Umsetzung nicht entgehen (youtube, Shiva trinkt das Weltengift,), und diesen Cartoon (youtube).   :))

Auch in Wikipedia liest man: "Das Quirlen des Milchozeans bzw. der Milchstraße" (Q). Es macht aber auch Sinn, dass der Mythos darüber hinaus mit dem Chakrensystem (und der "Kundalini") in Verbindung gebracht wird (Q). Im vorigen Artikel schrieb ich ja, dass das laut hinduistischer Sicht verwandte Dinge sind, nur in unterschiedlichem "Maßstab".

In den Veden ist tiefgehendes Wissen über die Entstehung unserer Welt kodiert. Das alles wurde am Anfang der Neuzeit unter den Teppich gekehrt. Denn die neue Regel war: es gilt nur das, wofür man eine Formel hat. Und so begann man wieder von vorne die Dinge zu beschreiben, z.B. wie ein Apfel vom Baum fällt. Nur um lange später draufzukommen dass viele grundlegende Ideen schon längst da waren. Das eine beruht auf channelings, das andere auf Mathematik, und doch sind es nur zwei Herangehensweisen an das Selbe.

Milchstraße Quirlen des Milchozeans
Milchstraße (Q, NASA)

  1. Wie in den Veden der Urknall erklärt wurde! Das Rätsel des goldenen Eies 
  2. Wie in den Veden das Universum entsteht; Galaxien - die Chakren Gottes?