Zuerst die Etymologie - Die Namen Gottes
Die "Namen" für Gott sind laut Forschern ein Überbleibsel aus Asien. Der Ursprung ist die Wortwurzel "Div" aus dem Sanskrit, was leuchten, strahlen bedeutet:Davon leiten sich ab:
diu (indogermanisch): hell, Tag
dies (lateinisch): Tageslicht; Leben
Deus (lateinisch): Gott
divine (englisch): göttlich
dyaus (alt-indisch): Strahlung, Erscheinung
Deva (alt-indisch): Gottheit
davon leiten sich die "Namen" für Gott ab:
Griechen: Zeus
Germanen: Tiuz (auch: Tyr, Ziu, Deiwos, Tiwaz,..) später ersetzt durch Odin
Hindus: Djaus-piter (alt-indisch): "Gott-Vater" (wurde ersetzt durch Indra)
Römer: Dioupater, Diēs-piter => Jupiter (römisch): "Gott-Vater"
Dazu gesellt sich der ägyptische Amon-Ra, der sprachlich nicht verwandt ist, aber dessen Name mit "die verborgene Strahlung" übersetzt werden kann.
Alle diese Götter sind aufs engste miteinander verwoben, denn sie sind alle der "König der Götter", die den Himmel beherrschen und gern mit Blitzen werfen. Sie sind Varianten des einen indogermanischen Ur-Gottes. Hier sind sie nach der Reihe:
Die Griechen - Zeus: der König der Götter
Zeus ist wie Jupiter nicht ein Gott, sonder eigentlich DER Gott. Denn Zeus (Aussprache "Dze-us") ist kein Name, sondern bedeutet Gott, vgl. lateinisch "Deus"=Gott. Über ihn erfährt man:"Für die Griechen war er der König der Götter, der über das Universum herrscht. Der Geschichtsschreiber Pausanias merkt an: 'Dass Zeus der König im Himmel ist, das ist allen Menschen bekannt'. ... Sein Symbol ist der Blitz und der Adler. Sein hinduistisches Equivalent ist Indra. (Quelle)
Die Etymologie aus Wikipedia, die ich im Grunde schon oben angeführt habe:
"Der Name entspringt derselben indogermanischen Wortwurzel *diu („hell“, „Tag“, "Licht" "Leben") wie lat. Iuppiter und vedisch-altindisch Dyaúh pitá („Vater Himmel“), was Ausdruck eines gemeinsamen indogermanischen Gottesbildes ist. Von dieser Wortwurzel sind Wörter für „Gott“ abgeleitet , z. B. lat. deus, germ. *Tiwaz (=Tyr) und vedisch-altind. devá."Diese Information ist besonders interessant: Zeus ist "mächtiger als alle anderen griechischen Götter zusammen" (Quelle)
Jupiter / Zeus |
Darauf ist auch Zeus' Titel "Überblicker des Universums" ein Hinweis. Denn was heißt Universum?
ūniversum (lateinisch): "das Ganze als Inbegriff aller Teile" (Etymologisches Wörterbuch nach Pfeifer).
Die Römer - Jupiter: der König der Götter
Der römische Name für Gott ist Jupiter. Er wird wie die anderen Versionen als Gott des "Himmels" (Symbol Adler) und des "Donners" (Symbol Blitz) dargestellt. Wieder die Wortherkunft:"Sprachwissenschaftler identifizieren die Form Iou-pater als Abwandlung der Indo-Europäischen Form *Dyēus-pətēr ("Gott-Vater")." "Sein hinduistisches Equivalent ist Indra." (Wikipedia en)
"Dyēus ("Deus") ist die etymologische Entsprechung zum Altgriechischen "Zeus" und dem teutonischen "Ziu (=Tyr)". Der Indo-Europäische Ur-Gott ist der Gott von dem die Namen und zum Teil Theologie von Jupiter, Zeus und dem indo-arischen, vedischen Dyaus Pita stammen." (Wikipedia en)
So wie "Zeus" also "Gott" heißt, heißt "Jupiter" schlicht "Gott-Vater".
Die Germanen - Tyr (auch Ziu, Tys, Tiu, Tiuz, Tiw, Tiwaz):
König der Götter
Ziu war bis zur Völkerwanderung der Hauptgott der Germanen in Mitteleuropa. Noch im 6. Jahrhundert wurde in Norwegen dem Tiuz vor allen anderen Göttern geopfert, und er wurde als höchster Gott verehrt. Auch Tyr ist kein Name, sondern das alt-nordische Wort für Gott."Der Name und die Figur sind urverwandt mit dem indogermanischen „Vater- und Himmelsgott“. Die germanische Form findet ihre Entsprechung in dem griechischen „Zeus“ (Zeus patér), dem römischen Jupiter (von Diēspiter, "Gott-Vater"), und dem vedisch-altindischen Dyaúh pitá. Doch kann man alle diese Formen auf das Wort dyaus zurückführen, das als „Erscheinung“ oder „Strahlung“ aufgefasst werden kann. Dieses Wort wiederum führt zu „deva“, „deus“ und „Gott“." (Quelle)
Odin (Wotan) |
Tyrs benachbarte Entsprechung war der nordische Odin, der germanisch Wotan genannt wird. Von diesem Odin/Wotan wurde Tyr im lauf der Zeit ersetzt. Hier rechts ist er zu sehen - wieder mit dem Adler. Das Blitzewerfen überlässt er seinem Sohn Thor.
Wissenswert: unser Dienstag ist nach ihm benannt (Tius' Tag, bzw. Tiws' day = tuesday), während Wotan den Mittwoch bekam (wodan's day=wednesday); Tyr's Symbolrune ist unser Buchstabe T. Der langbärtige Odin ist die Vorlage für Tolkiens Gandalf.
Die Ägypter - Amon Ra, König der Götter
Die Europäischen "Götter" sind im Kern der selbe - die Vorlage kam aber über Umwegen zu uns - denn noch älter ist das ägyptische "Original": Amon Ra. Über 3000 Jahre lang verehrten die Ägypter diesen "König der Götter" - und seine Verehrung war überraschenderweise alles andere als ein Polytheismus. Und wir finden hier viele Anzeichen des alles transzendierenden Göttlichen, was bei der Übernahme nach Europa zum Teil verloren ging:Amon Ra |
Alles transzendierend! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. In Ägypten herrschte also nur oberflächlich betrachtet ein polytheistisches Götterwirrwarr. Folgendes erfahren wir über den ägyptischen Gott:
Synonyme sind „Hauch des Lebens für alle Dinge“, und „Vollzieher der Schöpfung“. (Quelle)
"Amun bedeutet "der Verborgene". Es heißt, er erschuf sich aus sich selbst und dann alles andere, während er selbst verborgen bleibt. In diesem Sinne ist er der ursprüngliche, unergründliche Schöpfer" (Quelle)
"Die Theologie der Periode beschreibt in besonderem Detail Amuns Präsenz in allem und seine Herrschaft über alles, sodass er - mehr als jede andere Gottheit - die allesumfassende Kraft des Göttlichen symbolisiert." (Quelle)
"Amon, der Verborgene Gott, ist Absoluter Geist. Die Griechen erkannten ihn als ihren Zeus. Er wird als der König der Götter gesehen, der Herr des Himmels... Ohne Zweifel bildet Amon Ra das Oberhaupt des ägyptischen Weltbildes." (James Freeman Clarke, "Ten Great Religions")
Dazu Folgendes: in der christlichen Dreifaltigkeit entspricht das dem "Heiligen Geist", im Hinduismus nennt man das selbe "Brahman": die höchste, undefinierbare, unbewegte Realität. In der chinesischen Religion nennt man es Tao (oder Dao): "es ist Ursprung und Vereinigung der Gegensätze, womit es letztlich undefinierbar ist." Die Hinduisten symbolisieren diese "Verborgenheit" und Undefinierbarkeit übrigens durch die blaue Haut in den Gott-Darstellungen. Sie basiert auf der Aussage Brahmas, die Haut solle dargestellt werden wie die Wolken, weil Gott vor den Menschen verschleiert ist.
Wir haben gehört dass die indogermanischen Götter auf der Wortwurzel für "Strahlung" beruhen. Wie ist das bei Amun-Ra? Amun (verborgen) und Ra (Sonne) kann man übersetzen als "die verborgene Strahlung/Schwingung/Lebenskraft". Würde man das alles denken, wenn man eine Abbildung anschaut? Ich kann verstehen, warum Idole/Abbildungen in der Religion immer ein sehr kontroverses Thema waren.
Die Verschmelzung von Amun Ra und Zeus/Jupiter
Amon Ra mit Widderkopf |
Jupiter Amon mit "Amuns-Hörnern" |
Amon Ra mit Widderhörnern (Qu) |
Der Greifvogel, Attribut des Himmelsvaters Zeus/Jupiter/Odin ist ... |
....bei AmonRa noch in einer Figur verschmolzen |
Die Kulturen erkannten an, dass sie den selben Gott meinen, weshalb oft von "Jupiter Amon" bzw. "Zeus Amon" die Rede ist. Und es gibt auch Amon-Tempel in Griechenland, etwa in Sparta und Theben, jene Stadt die die Ägypter "Stadt des Amon" nennen, während sie die Griechen "Stadt des Zeus" nennen. Andererseits reiste Alexander der Große zum Amun-Tempel nach Lybien, was als eines der faszinierendsten Ereignisse seiner Regentschaft gesehen wird. Er sah sich seit dem als Gottessohn des Amun-Zeus, und wurde deshalb auf Münzen auch mit Amuns-Hörnern dargestellt (hier).
Nach einem Krieg mit den Assyrern (die ironischerweise den selben Himmelsvater haben) tritt die ägyptische Dreifaltigkeit "Amon-Ra-Harachte-Ptah" (die Figuren des berühmten Abu-Simbel-Tempel) hinter die neue Trinität Osiris (Schöpfer) - Typhon (Zerstörer) - Horus (Mediator) in den Hintergrund - das entspricht exakt jener Trimurti, die Hinduisten unter den Namen Brahma, Shiva und Vishnu kennen!
Wissenswert: Jesus sagte: "Der, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Ursprung von allem, was Gott geschaffen hat, lässt der Gemeinde folgendes sagen: ..." (Quelle)
Pharao Echnaton ist heute vor allem dafür berühmt, dass er großen Volkszorn auf sich zog, sodass die meisten seiner Bildnisse zerstört wurden - er hatte nämlich versucht, die Verehrung von Amon Ra zu beenden, was als Ketzerei aufgefasst wurde ("Atenist heresy", "Ketzerpharao").
Amons Name ist im Ammonium Chlorid bzw. Ammoniak zu finden, weil es in der Nähe des Tempels des Jupiter Amun gewonnen wurde.
Der Name des berühmten Pharaos Tutenchamun (siehe Howard Carter) bedeutet "Lebendes Abbild von Amun".
Die Hindus - Dyous Pita und Indra, der König der Götter
Indra auf seinem Elefanten |
Er wird nicht oft in der Veda erwähnt, denn er wird - so wird vermutet - alsbald von seinem Sohn Indra "getötet". Wie in einer Bollywood Seifenoper wird der, der weg soll "rausgeschrieben", um ersetzt zu werden. Was aber nicht viel ändert, denn Indra nimmt den Platz ein als der uns bekannte "Gottvater":
"Indra ist in der hinduistischen Mythologie der König der Götter und ist der Indo-Europäische Cousin des germanischen Wotan, Nordischen Odin, griechischen Zeus und römischen Jupiter. (Quelle)
"Als der bedeutendste Gott der Inder sind Indra 250 Hymnen in der Rigveda [den ältesten Schriften der Veda, 1100 v.C.] gewidmet." Er ist Herrscher über das himmlische Königreich, und ist wie Zeus/Jupiter mit einem Blitz "bewaffnet" (Quelle) Bei den Nordleuten übernimmt das ja vor allem der Gottessohn Thor).
Er ist Gott des Sturmes, Donners und Regens und führt die Devas (anderen Gottheiten) an.
"Die Hymnen an Indra sind nicht unähnlich den Psalmen des Alten Testaments. Indra wird angerufen als der älteste Urgott den die Väter verehrten." (James Freeman Clarke, Ten great religions)
Seine "Trimurti" (mit Agni und Surya) hat sich heute in die so bekannte Trimurti "Brahma-Vishnu-Shiva" gewandelt, in denen die Schöpfungsprinzipien verkörpert sind. Indra ist aber weiterhin der "König der Götter". Es ist kein langer Weg von unserem gemeinsamen Dyous Pita zum heutigen hinduistischen Gottesbild. Indra wird in den nächsten Teilen der Artikel-Serie noch eine wichtige Rolle spielen.
Woher kommen also die Übereinstimmungen?
Die Indogermanen entwickelten eine Kultur, die sich erst später in Hindus, Perser, Kelten, Griechen, Römer, Teutonen, und Slavi aufteilte: "Nur so ist die Verwandtschaft der zugehörigen Sprachen zwischen Island und – ausgestorben – West-China bzw. Nordindien erklärbar" (Q). Dass das aber nicht nur für die Sprache, sonder auch Gott gilt, vergisst man gerne. Das ist der Weg bis zu uns:Die Kultur und Religion wanderte von Osten (Indien, Mesopotamien) und von Süden (Ägypten) nach Europa! Amun Ra wurde seit 1500 v.C. verehrt. Zeus hingegen tauchte das erste mal 300 Jahre später auf, und zwar laut Forschern in Lykaion am Peloponnes (das bestätigt interessanterweise die Legende, dass dieser Ort Zeus' "Geburtsort" sei, Quelle). Über Kreta und Peloponnes einerseits (ein Katzensprung von Ägypten!), und von Indien/Mesopotamien andererseits kam also dieses spirituelle Wissen nach Europa.
"Es kann diese [griechische] Religion, in letzter Quelle, ihren Ursprung aus Oberasien nicht verleugnen, auch wenn wir für die Fortpflanzung nach Griechenland gewisse vermittelnde Punkte annehmen müssen, namentlich Vorderasien und Ägypten." (Friedrich Kreuzer, Symbolik und Mythologie der alten Völker)Warum erscheinen die ägyptischen und asiatischen Religionen oft spirituell tiefgehender als die alte Götterwelt in Europa? Während es in Asien große Weisheit gab, erzählten sich die Griechen Geschichten über den fremdgehenden Zeus. Man könnte meinen es liegt daran, dass die europäischen Gott-Varianten die letzte und schlechteste Kopie dieses Ur-Gottes darstellen...
Aber hier kommen die Gelehrten und Philosophen Griechenlands zur Ehrenrettung, die etwa ein halbes Jahrtausend vor Christus auftauchten: Philosoph Parmenides lehrte Gott als den reinen Geist, der die Natur durchdringt. Xenophanes war purer Monotheist, und erklärte Gott als das absolute, sich selbst genügende Sein. Genauso Aristoteles. Auch für Plato war "Das Eine in Allem" das höchste Prinzip. Sokrates anerkannte die diversen Gottheiten, sah sie aber wie wir heute die Engel und Erzengel: über dem Menschen, aber unter dem "höchsten Sein". Und dem stimme ich vollstens zu! Das hört sich schon ganz anders an als die ziemlich menschlichen Figuren in den Mythen von Homer, die im Volk so beliebt waren, nicht wahr? Und auch James Freeman Clark sagt über Jupiter ("Ten great religions"): "Jupiter wird hier zum ultimativen Sein, Vater der Götter und Menschen, omnipotent und omnipresent".
Amon Ra und Indra sind also wichtige Vorfahren des europäischen Urgottes. Von Indra haben sie z.B. seinen Donnerkeil. Deswegen unbedingt weiterlesen im nächsten Teil, in dem es um die "Blitz- und Donnerwaffe" der Götter geht!
Die Serie:
- Das Göttergewirr das keines ist - die Götter sind Eins!
- Die Waffe der alten Götter - Vajra, der Donnerkeil der Einheit
- Der Drachenkampf der Götter - Als Gott Mensch wurde