Dienstag, 11. Juni 2013

Nummernsender - das unbeachtete Agentengeplauder

Nummernsender
Was sind Nummernsender? Es sind Radiostationen rund um den Erdball, die rund um die Uhr nichts anderes tun als in verschiedenen Sprachen bestimmte Zahlenreihen in Endlosschleife vorzulesen. Klingt verrückt? Ist aber so. Offizielle Stellungnahmen dazu sind Mangelware. "The Conet Project" hat ein ganzes Archiv dieser Ausstrahlungen als wichtiges Zeitdokument zusammengetragen und ermöglicht offenbar einen faszinierenden Einblick in die angestaubte Welt der Spionage. Eigentlich meint man, die Zeiten des kalten Krieges wären vorbei. Die Nummernsender sind aber überraschernderweise nach wie vor top aktiv.

Oftmals handelt es sich dabei um Fünfergruppen von Ziffern, die bei manchen Sendern wiederholt werden, ehe die nächste Fünfergruppe vorgetragen wird. Bis in die 1980er Jahre hinein wurden diese oft von einer Person im Studio vorgelesen, aber auch schon, wie heute üblich, von computergenerierten oder vom Band gespielten Stimmen.
Aus den Kommentaren hier wird klar, dass der eine oder andere Funker oder Kurzwellen-Hörer diese Sender schon seit Jahrzehnten kennt und ihnen in so mancher Nacht fasziniert gelauscht hat. Aber die breite Öffentlichkeit bleibt davon weitgehend unberührt. Schon witzig, wie leicht eigentlich etwas aus dem Fokus der breiten Masse ferngehalten werden kann - und diese Sender gibt es seit 100 Jahren. Mich fasziniert die brave Hörigkeit, mit der Dinge nicht angesprochen werden, wenn es nicht sein darf.
Ursprung und Zweck der meisten dieser Ausstrahlungen sind nicht öffentlich bekannt. Zahlensender werden mitunter von Geheimdiensten zur Kommunikation mit verdeckt operierenden Agenten verwendet.
Dass die (meisten dieser) Sender von Geheimdiensten betrieben werden ist am wahrscheinlichsten, auch wenn es keine handfeste offizielle Stellungnahme gibt:
Auch wenn keine Organisationen oder Regierungen je das Betreiben eines Nummernsenders eingestanden, wird ein Sprecher des Departement of Trade and Industry (welches die Radiosender in Großbritannien regulierte) im Daily Telegraph so zitiert: "Diese Nummernsender sind das für was Sie sie halten. Leute sollten sich nicht darüber den Kopf zerbrechen. Sie sind nicht, sagen wir, für den öffentlichen Konsum gedacht."
Beim Conet Project fragt man sich:
Wie kann es sein, dass in mehreren Jahrzehnten diese Nummernsender nahezu unbeachtet blieben? Welche sind die Agenturen dahinter, und warum senden die osteuropäischen Stationen noch immer? Warum betreibt die Tschechische Republik einen Nummernsender 24 Stunden am Tag? Warum dürfen diese Sender mit essentiellen Radio-Diensten wie der Flugüberwachung interferieren, ohne sich verantworten zu müssen? Warum verwendet die Swedish Rhapsody Station die Stimme eines kleinen Mädchens? Das sind nur einige der Fragen, die unbeantwortet sind.

Einigen Stationen hat man Namen gegeben, meist bezogen auf die Erkennungsmelodie, die vor den Zahlenreihen gespielt wird. Offizielle Namen gibt es - was sonst! - natürlich nicht.

Manche lieben ja den eigentümlichen "Charme" dieser Sender, aber sie sind auch... ziemlich befremdlich. Jedenfalls nichts, was ich mir in der Nacht anhören möchte. Ein faszinierter Nummernsender-Junkie berichtet von seltsamen Symptomen nach dem intensiven Anhören, wie Schwindel, Schlafstörungen, Albträume, körperliche Schwäche und ein Kribbeln an der Wirbelsäule. Das passt natürlich schön in Verschwörungstheorien von "Mind Control" und was weiss ich. Ich würde einfach vorschlagen nicht stundenlang dazusitzen und sowas anzuhören. Ist klar dass man da irgendwann durchdreht.

Was die Kommunikationen bedeuten weiss dabei aber niemand, weil die Verschlüsselungen unknackbar sind. Wie lange wird es diese Stationen noch geben? Es ist wie ein Relikt aus vergangener Zeit. Aber gerade die primitive Technik macht es so effektiv. Der genaue Ort eines solchen Senders von dem ausgestrahlt wird ist einfach nicht feststellbar. Und zum Empfang reicht ein gewöhnliches Kurzwellenradio.

Hier der Wikipedia-Artikel zum Thema: de.wikipedia.org/wiki/Zahlensender

Also viel Spaß beim Anhören! Aber... nicht zu viel auf einmal.