Freitag, 4. September 2015

Was sind Gedanken VI: Gedankenteilchen und ihre Relativität, und die unendliche Energie des Raumes

Gedanken sind wie Teilchen

"Die moderne Physik versteht die Materieteilchen so, dass sie aus leerem Raum entstehen, und auch wieder im leeren Raum verschwinden. Man kann sagen, ein Partikel ist wie eine flüchtige Manifestation, eine Formbildung aus dieser Energie des Ganzen. Vielleicht ist es bei Gedanken genauso. Die Physiker ignorieren diese Energie aber, sie konzentrieren sich hauptsächlich auf die Materie, und ignorieren den Rest." - David Bohm
Da spricht Bohm wieder auf das an worum es im 2. Teil ging, nämlich wie Materie aus dem unendlichen "Meer an Wahrscheinlichkeiten" heraustritt, wenn wir hinsehen. Aus diesem "Nichts" machen wir Materieteilchen. Und woher kommt ein Gedanke? Ist es vielleicht so, dass wir mit unserem geistigen Auge schauen, und so aus dem Bewusstseins-Nichts um uns Dinge formen? Ist das nicht der gleiche Vorgang? Gedanken sind formulierte Bewusstseinsenergie, und Materie ist geformte Energie. Aber immer ist es In-formation, "in Form" gebrachte Energie.

Und die Materie scheint für uns sehr "mechanisch" zu funktionieren . Die Naturgesetze sind ja straff und streng. Aber - Materie in seiner wahren Quanten-Natur ist eben nicht mechanisch! Bohm:
Die mechanische Seite der Materie ist nur ein bestimmter Aspekt von ihr, nämlich jener Aspekt mit dem die Gedanken in Kontakt treten. Gedanken selbst sind mechanisch. - David Bohm
Das äussere gibt sehr gute Aufschlüsse über uns selbst. Für uns ist z.B. klar dass man in der Mathematik und Naturwissenschaft alles ausrechnen kann. Dass wir aber selbst berechnend handeln um im Leben von A nach B zu kommen, das ist die andere Seite der Medaille. Die Frage ist: geht es auch anders? K:
Zuerst, kennen wir unsere Motive, nicht nur die bewussten, aber auch die unbewussten, versteckten Motive? Machen wir jemals etwas ohne Motiv? Etwas ohne Motiv zu machen heisst etwas aus Liebe zu machen, und dann ist der Prozess des Denkens nicht mechanisch. - J. Krishnamurti
Wir tun ja selten etwas aus der Intuition heraus. Wir machen es lieber berechnend. Wir analysieren die Ist-Situation, erdenken eine Soll-Situation, und erdenken einen Weg, um von da nach dort zu kommen. Und schon durch das Denken an sich sind in uns Dinge, Raum und Zeit angelegt:
Denken erzeugt den "denkenden Denker" und die "gedachten Gedanken",
somit auch Distanz und Bewegung, und dadurch Raum und Zeit
Was war vorher? Innen oder aussen? Die Materialisten würden sagen, unser Bewusstsein hat sich dem Universum angepasst. Die Spirituellen würden sagen, das Universum hat sich unserem Bewusstsein angepasst. Es ist aber beides richtig, weil es eine Frage nach Henne und Ei ist, und eine ständige Wechselwirkung. Gedanken sind nötig um in unserer Welt leben zu können. Und je wichtiger wir die Gedanken finden, desto mechanischer handeln wir auch selbst, und erschaffen im Gegenzug eine noch mechanischere Welt. Die Frage ist, entsteht aus dieser Wechselwirkung bei uns langfristig eher ein "Abstieg" oder ein "Aufstieg"? Weiter mit den Parallelen:

Gedanken spannen den Raum auf und haben Gravitation.... 

In der Physik heisst es, die Materie spannt den 3D-Raum auf. Ohne Dinge keine Distanz, und somit auch kein Raum! Mich hat das irgendwie erinnert an das was Krishnamurti sagte: "Da ist kein Bewusstsein ohne seinen Inhalt." Nur dass dieser Inhalt nicht Planeten, Kometen, Sterne, Nebel und Strahlungen sind, sondern Gedanken, Erinnerungen, Ideen, Ahnungen, Emotionen, Hoffnungen, Ängste, etc...

Und Adamus verwendet gern den Begriff Gravitation im psychologischen Sinn:
Gravitation ist nicht nur ein physikalisches Phänomen; es ist ein emotionales Phänomen. Da ist Gravitation in euren Emotionen. Es ist ein Phänomen eurer Leidenschaft, eures Strebens. Es zieht Dinge an oder stößt sie ab. - Adamus
Darin könnte man das sehen was manche "Resonanzgesetz" nennen. Emotionen sind die glühenden Kometenschweife der Gedanken - bzw. die durch Gedanken ausgelösten Energiewirbel in uns. Und ihre Anziehungskraft erklärt vermutlich auch die "Sucht des Denkens". Menschen sind süchtig nach emotionalem Drama, damit das Leben nicht so langweilig und leer ist... Ganz zu schweigen von der Gravitation des ganzen Massenbewusstseins:
Ihr meint die Gravitation der Erde sei stark? Sie ist nichts gegen die psychische Gravitation. Je näher du an das menschliche Bewusstsein kommst, desto stärker wird sie. Sie zieht Energie an, so wie ein schwarzes Loch Energie aus dem Kosmos saugt. Das Massenbewusstsein will dass du Teil von ihm wirst, und bringt dich dazu zu vergessen wer du bist. - Adamus

Oder Eckhart Tolle: "Jeder Gedanke ist ein Objekt im Bewusstsein und hat eine Anziehungskraft.

Einstein erkannte als erster Wissenschaftler, dass Dinge nicht trennbar sind von Zeit, Raum und der Gravitation die sie hervorrufen, weil das alles ein Phänomen ist. Das ist im inneren Kosmos nicht anders.

Aber wie soll man zum Kosmos werden, in dem ungeheure Energie schlummert?

Jeder will gern Stille und innere Ruhe. Und Ruhe ist das Gegenteil von Bewegung! Gedanken sind Bewegungen des Bewusstseins.
Die Frage ist also, ob der Verstand absolut still sein kann, denn das was still ist hat große Energie. Und kann der Verstand, der immer plappert, der immer in Bewegung ist - das Denken - und der immer zurückschaut, sich erinnert, Wissen sammelt, diese ständige Bewegung, kann dieses Denken völlig still sein? Denken ist Zeit, Bewegung, und Messen. - J. Krishnamurti
... und messen heisst nichts anderes als beurteilen, und Beurteilen heisst vergleichen. Alles was wir wahrnehmen, vergleichen wir mit dem was wir schon kennen, mit unseren Idealvorstellungen, usw.... daraus entsteht Bewegung, Geschwindigkeit, und das Gegenteil von Ruhe. Zur Erinnerung aus dem vorigen Teil:

Bewegung ist eine Illusion die durch Vergleichen entsteht!

Und je mehr wir beurteilen, desto mehr entfernen wir uns von der "unendlichen Energie". Das heisst auch, je mehr wir grübeln, und uns in die zigtausenden täglichen Gedanken aufsplittern, desto mehr Energie geht in Kollisionen verloren. "In der Ruhe liegt die Kraft", wie es so schön heisst.

Meditation ist urteilslose Wahrnehmung!

Egal welche idiotischen Vorstellungen von "Gott" entstanden sind, es ist eigentlich ein anderes Wort für Einfachheit - die Abweseneit von Trennung. Die ultimative Einfachheit ist somit die größtmögliche Energie, das "ultimative Bewusstsein", das "Alles und Nichts", der unbewegte Beweger. Auch Thomas von Aquin meinte im 13. Jhdt, "daß Gott durchaus und ganz und gar einfach ist." (Q) Und wegen der fraktalen Natur des Seins haben auch wir als Mini-Götter wieder diese Einfachheit in uns - wenn wir alles sind was wir sind, und sich somit jede Relativität aufhebt. Wenn wir uns aber mit bestimmten Gedanken identifizieren, sind wir nicht der "unbewegte Beweger", sonder eigentlich nur "das Bewegte".

Wie kann man "Bewegung" im psychologischen Sinne verstehen?

Wir sind es gewohnt in Richtungen zu streben. Von hier nach da. Wir haben eine Vorstellung, einen Glauben, ein Handlungsmuster, und fixieren das als Ziel, und gehen in diese Richtung. Wenn man in eine Richtung geht, dann ist da kein Raum, psychologisch betrachtet. Aber Raum ist wichtig. Da wo Aufmerksamkeit ist, da ist keine Richtung, aber Raum.  - J. Krishnamurti, San Francisco 75, 50:45 
Es wird also deutlich, dass Richtung und Raum sich ausschliessen. Wir können nicht beides gleichzeitig sein. Wenn wir berechnende Motive haben, machen wir uns mehr oder weniger zu einem Ding, weil nur Dinge sich von A nach B bewegen. Raum hat keine Richtung! Das Ganze ist immer in Ordnung (gr. Kosmos= "Ordnung"), das Zersplitterte ist in Unordnung ist (gr. Chaos). Der Kosmos ist sozusagen die höhere Ordnung, aus der der Mensch herausgefallen ist.

Dieses "Streben" das K. meint (engl.: desire) ist ein Ergebnis von Unzufriedenheit, also eigentlich eine Flucht vor dem was gerade ist! Wir sind nie gut genug, die Gegenwart ist nie gut genug etc., und so jagen wir ewig unseren Idealen nach. Und das ist das was in der Religion als Begierde bezeichnet wurde - eine "Todsünde" (die Religion mag es ja gern dramatisch). Das ist, wie es im link heisst, der "seelische Antrieb zur Behebung eines subjektiven Mangelerlebens". Für uns ist das was ist unvollkommen. Aber anstatt dass wir versuchen, es als vollkommen erkennen zu können, entsteht ein ewiges Streben in der linearen Zeit, das aber nie ein Ende hat...

Auf lateinisch heisst "Begierde" Luxus, was "verschwenderischer Aufwand" bedeutet (Q). Unser Ego-Streben ist also ein Vorgang, der Energie verschwendet - das ist die wahre Bedeutung der "Sünde", bevor es nur noch als Gier nach Sex und Dingen interpretiert wurde. Im link steht auch, Luxus ist eine "Ausschweifung, eine vom Gebotenen abweichende Haltung". Die Ausschweifung von der wir aber hier sprechen ist das Abweichen vom dem was ist! Als Analogie könnte man sagen, das sich immer wandelnde Jetzt ist wie ein Fluss, das Ego-Streben ist ein Strampeln in eine abweichende Richtung. 

Durch Meditation ("Hingabe an das Jetzt" etc.) sollen diese psychologischen unsinnigen, energievergeudenden Bewegungen beendet werden:
Wir haben gesagt, dass der Raum immense Energie enthält. Wir haben auch gesagt, dass Streben Energie vergeudet. Wenn der Verstand frei von Streben ist, wird diese Energie frei. - J. Krishnamurti
Und über dieses immer strebende Ich, das Ego-Zentrum, habe ich ja schon ausführlich geschrieben:

Da ist nur Raum wenn da kein Zentrum ist.
(There is only space when there is no center.)
- J. Krishnamurti

Wir sind also wieder bei der "Auflösung des Egos". Das ist zwar auch irgendwie eine abgedroschene Idee - aber deswegen ist sie ja nicht falsch. Das Ego ist eingebildet, weil es nur aus unseren Vorstellungen, sprich gedanklichen Bildern besteht. Es ist wie eine Insel im Meer des Bewusstseins, und so ist eine Trennung zwischen Ich und dem Rest entstanden:
Das Denken hat sich aufgespalten in den Beobachter und das Beobachtete. Es ist ein Trick den das Denken auf sich selbst anwendet. Bei Bewusstheit ist da weder ein Beobachter noch das Beobachtete, sondern nur "Beobachtung". - J. Krishnamurti
Alles ist Eins - wieder so ein abgedroschener Ausspruch, der trotzdem stimmt. Und diese besagte illusionäre Trennung in uns spiegelt sich - wer hätte das gedacht - in der äußeren Realität! Albert Einstein drückte das so aus:
Ein Mensch ist ein Teil des Ganzen, das wir "Universum" nennen, ein in Raum und Zeit limitierter Teil. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als etwas das getrennt ist vom Rest - eine Art von optischer Illusion seines Bewusstseins. Sich von dieser Illusion zu befreien ist das Ziel wahrer Religion. Nicht sie zu bestärken, sondern sie zu überkommen ist der Weg, um Frieden im Geist zu erreichen. - Albert Einstein (Q)
Einstein spricht hier nicht ausschliesslich von der materiellen Ebene, sondern er erkennt, dass es eine Sache des Bewusstseins ist! Und auch wenn Krishnamurti und Einstein Genies sind die aus unterschiedlichen Richtungen kommen, sprechen sie trotzdem vom selben Prinzip. Aus all dem ergibt sich ein ziemlich rundes Bild, auch wenn es für uns "Normalos" schwer zu verstehen ist. Und letztendlich ist auch die Trennung zwischen Spiritualität und Wissenschaft Illusion. Es sind von uns erfundene Schubladen!

Wissenschaft ist eine Form von Spiritualität
und Spiritualität ist eine Form von Wissenschaft!
 

Das ist eine tiefe Wahrheit.