Montag, 6. Juni 2016

Der Weltenbaum Teil 1: das archetypische Diagramm der Schöpfung

Der Weltenbaum ist der vielleicht wichtigste Schöpfungsmythos und ist in allen Religionen, Erdteilen, Kulturen, und Zeitaltern zu finden. Die Parallelen sind extrem verblüffend, egal ob man sich die Variante im Hinduismus, im alten Ägypten, in Mesopotamien, im Schamanismus, bei den Griechen, in der nordischen Mythologie, in der Kabbalah, im Islam, im Christentum, bei den Kelten, bei den Maya, in Japan oder in China anschaut - und das werden wir in dieser Artikel-Reihe aus mehr als 10 Teilen tun, die meine bisher größte und vielleicht wichtigste ist! Aber egal wie der Baum heisst, die Bedeutung ist immer die selbe:

Er ist ein "Diagramm" der gesamten Schöpfung, ein "Seelenstammbaum", der auch die Position der Menschheit innerhalb des Ganzen zeigt. In diesem ersten Teil gebe ich 2 Analogien um die grundlegenden Aussagen des Baumes zu verdeutlichen.

Der Weltenbaum ist kein Baum der irgendwo steht, sondern er ist die Gesamtheit der Existenz, und symbolisiert die Bewusstseins-Vorgänge der ganzen Schöpfung. Hier die erste Analogie:

Die Traum-Analogie

Nehmen wir an ich habe in einer Nacht 3 Träume. In jedem einzelnen Traum weiss ich nichts von der Existenz der anderen 2 Träume, und ich weiss auch nichts von meinem Wachzustand! Ich habe ein eingeschränktes Traum-Ich, und ich laufe in einer Traum-Umgebung herum, die ich für real halte. Erst wenn ich wieder aufwache bemerke ich die Illusion (und dass die Umgebung eigentlich mein eigenes Bewusstsein war), und mir sind jetzt alle 3 Träume bewusst.

Die Wach-Ebene und die Traum-Ebene sind hier wie 2 Schöpfungsebenen im Weltenbaum. Genauer gesagt ist es wie ein Ast, der sich in 3 Zweige teilt.

Wir können jetzt aber noch weitergehen und annehmen, dass auch ich ein eingeschränkter "Traum" eines größeren Bewusstseins bin, und dass da noch andere Inkarnationen sind in andere Zeiten, Orte und Welten, die auch aus meiner Seele stammen, von denen ich aber momentan nichts weiss.

Der Weltenbaum und die Schöpfungsstufen
Und diese Seele, dieses höhere Ich, ist wiederum eines von vielen, die aus einem noch größeren Bewusstsein hervorgegangen sind. Und dieses eines von mehreren, die wieder aus dem selben Bew. hervorgegangen sind. Und irgendwann sind wir bei einigen wenigen gewaltigen Bewusstseins-Einheiten, die aus der Einheit hervorgingen. Das Prinzip sieht man im Schema links, indem ich allseits bekannte Begriffe genommen habe. Die aus dem Judentum stammende Hierarchie ist eigentlich viel ausführlicher, das kommt aber noch.

Oder folgendes Gedankenexperiment: was wäre, wenn ich eine so große Bewusstseinsenergie hätte, dass meine Träume nicht wie Minuten sind sondern wie Jahrzehnte? Und die Umgebung ist nicht winzig, sondern eine riesige Welt? Was wenn meine Traum-Ichs so stabil wären dass sie wieder träumen? Und diese wieder? Verrückt oder? In den nächsten Artikeln werde ich zeigen dass die Religionen die Schöpfung genau als dieses System beschreiben - durch den Weltenbaum.

Ein wichtiges Prinzip dabei ist: ein Bewsusstsein kann nichts aus sich hervorbringen, das größer ist als es selbst. So fragmentiert und verringert sich alles Schritt für Schritt und träumt sich bis in die kleinsten Winkel der Existenz.

Wie man sieht sind wir Menschen - das machen die Mythen deutlich - nur mehr die kleinen winzigen Zweige ganz aussen. Anzahl und Benennung der Stufen (Himmel) sind völlig willkürlich und je nach Religion verschieden, z.B gibt es 7 im Hinduismus, 9 in der nordischen Mythologie, 10 in der Kabbala, 13 bei den Maya etc. Das werden wir ja alles noch sehen. 7 scheint aber ein Favorit zu sein (siehe auch die Redewendung "im 7. Himmel sein"). Manche meinen interessanterweise, ein gewöhnlicher Baum hätte durchschnittlich 7 Fragmentierungsstufen (Q)....

Die 2 Analogie:

Die Schablonen-Analogie (Lichtanalogie)

Stellen wir uns vor, alles was existiert wäre Licht. Und weil es in diesem Licht keine Trennung gibt, ist es unmöglich das Licht zu definieren, denn es gibt nichts was es nicht ist. Es ist "das Eine", "Gott", ein undefinierbares Alles und Nichts.

Stellen wir uns vor, es wäre möglich, das Licht durch eine Trennwand abzuschirmen, und zwar mit einer Schablone die ein gewisse Anzahl von großen Löchern in sich hat. Es entsteht jetzt an jedem Loch ein großer Lichtkegel, dort wo das Licht der Urquelle durchleuchtet! Plötzlich kann man diese Lichteinheiten definieren, denn ein Lichtkegel ist nicht der andere, und vielleicht ist einer eher rötlich, ein anderer eher bläulich etc.. Es gibt jetzt mehrere Ichs.

Jetzt kann man vor einen solchen Lichtkegel wieder eine Schablone davorstellen mit einer gewissen Anzahl von Löchern. Und die entstehenden Lichtkegel sind wieder allesamt kleiner als der vorige, und sie haben wieder ihre Eigenschaften von Frequenz etc. Und das Licht wird schwächer. Und vor jeden stellen wir wieder eine Schablone, und ......

Was dabei entsteht ist ein Baum aus Licht, mit der Quelle am Stamm

Das Alles Was Ist "träumt" diese Bewusstseins-Einheiten, und diese träumen wieder neue kleinere Bewusstseins-Einheiten, und das alles in einer schier endlosen Kette aus Wesen und Welten. Alles ist eine große Baum-Struktur aus Bewusstsein.

Was sind das für "Schablonen"? Sie existieren nur im Bewusstsein der jeweiligen Wesen. Jede neue Gabelung ergibt sich lediglich durch eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit, eine Illusion. Das heißt, dass Bewusstsein die Fähigkeit hat, sich zu öffnen oder sich zu verschliessen, vergleichbar mit einer Pupille oder einer Kameralinse die mehr oder weniger Licht hereinlässt - Verängung und Erweiterung von Bewusstsein. Die Illusion wirkt nur in eine Richtung: der höhere Bewusstseinszustand kann das kleinere überblicken, aber nicht umgekehrt. Somit bleibt das "Alles Was Ist" in Wahrheit immer heil und ganz, existiert aber gleichzeitig in der Geteiltheit. Diese "gleichzeitigen Zustände Gottes" sorgten schon immer für Kopfzerbrechen (Stichwort Trinität).

Statt der Schablone kann man sich auch ein Prisma vorstellen, durch das Licht aufgeteilt wird. Dann gibt es nicht nur ein Bewusstsein, sondern auf einmal auch ein rotes, ein blaues, ein grünes etc., und wenn man jeden Teilbereich wieder mit einem Prisma aufspalten könnte, bekäme man wieder den Weltenbaum.

Hier eine kleine Übersicht bevor es los geht:

Aus den Mythen kann man folgende Hauptpunkte ableiten:
  • Der Baum ist "Alles was ist" (die Schöpfung, Gott)
  • Der Baum ist ein Seelenstammbaum
  • Die Wurzeln sind der Ursprung allen Seins, und der Stamm der Zustand der Einheit
  • Äste und Zweige zeigen, wie sich dieses Einheitsbewusstseins mehr und mehr fragmentierte
  • Durch eine Kette aus Seelen-Generationen wurden Schöpfungsebenen ("Himmel") definiert  
  • Der Mensch befindet sich im Diagramm ganz aussen: die kleinsten Zweige, oder je nach Analogie die Früchte, Blätter, oder Vögel im Baum
  • Das spiegelt sich in unzähligen Mythen, in denen der Mensch "vom Baum geboren" ist
  • Die empfundene Trennung des Menschen vom Rest der Schöpfung wird dargestellt als das Verlassen des Baumes, als Vögel die aus dem Baum fliegen, abgerissene/verdorrte/giftige Früchte, abgebrochene Zweige, zerschnittene Bäume oder verwelkende Blätter
  • Letztlich kann der Baum durch bestimmte Darstellungsarten den gesamten Schöpfungszyklus zeigen der wieder zurück in die Einheit führt, wie etwa der keltische Weltenbaum u.a. Darum geht es am Schluss der Reihe.
  • Der Weltenbaum verdeutlicht, dass die Schöpfung eine fraktale Struktur ist. Was das heisst, und welche extrem wichtigen Implikationen das hat, auch darum gehts erst am Ende der Reihe.
Es ist ein Baum, der von der "himmlischen" Einheit in Richtung Erde wächst. Deshalb wird der Baum oft auf den Kopf gestellt dargestellt, etwa im Judentum, im Hinduismus und im Islam. Nur damit sich niemand wundert. Im Weltenbaum vereinen sich alle Religionen, es ist das archetypische Schöpfungssymbol schlechthin und womöglich eine der tiefsten Wahrheiten die wir zu verstehen überhaupt in der Lage sind!

Also los geht's. Im nächsten Teil geht es um den Weltenbaum im Judentum, im Hinduismus, im alten und neuen Tesatment, und um den Mythos, dass die Menschen "vom Baum geboren" sind.