Samstag, 9. März 2019

Mehr als nur Sklaverei - die geheime Metapher von Herr und Knecht im Christentum

niemandes Knecht: eine Katze
Es ist ein verhängnisvolles Verhältnis: Sklaverei und Christentum. Das alte Testament spricht zum Teil völlig unkritisch von Sklaverei. Kritiker behaupten, die ganze Bibel sei voll davon. Theologen  wiederum behaupten, Sklaverei hätte keine Bedeutung für ein metaphysiches Weltbild. Beides ist falsch. Hat "Sklaverei" eine wichtige Bedeutung? Allerdings, aber eine metaphorische! Anhand von Thomas von Aquins Hauptwerk "Summe der Theologie" zeige ich die wichtigsten Beispiele für das Gleichnis von Herr und Knecht, von den einfachsten bis zur tiefsten Mystik.

Mittwoch, 13. Juni 2018

"Ich weiss es nicht" - ein magischer Satz

"Ich weiss es nicht" - es ist wohl einer der häufigsten Gedanken in unserer heutigen Welt, in der sich alles um Wissen und Informationen dreht. Interessanterweise hat der Satz eine ganz besondere spirituelle Bedeutung. Und noch interessanter, dass die Meinungen verschiedener spiritueller Lehrer diesbezüglich völlig entgegengesetzt sind.

Donnerstag, 28. September 2017

Buddha - kein Fan der Esoterik

Buddha war kein Fan von Esoterik! Und mit Esoterik meine ich nicht mystisches Wissen, das zu anspruchsvoll ist, als dass sich ein Großteil der Menschen damit beschäftigen würde (die eigentliche Bedeutung), sondern die oberflächliche Esoterik, in der Scharlatane gegen Geld die niedrige Neugier der Menschen befriedigen. An nichts lässt er ein gutes Haar, sei es die Sterndeutung, die Prophetie, oder die Tranceorakel. Aus dem  Pâli-Kanon, den Reden des Buddha1:
›Als wie gar manche ehrsame Priester und Asketen durch eine derartige gemeine Wissenschaft auf unrechte Weise ihren Unterhalt erwerben, und zwar durch Auslegen der Sterngesichte, Vorzeichen, Warnungen, der Träume, der Körpermale, der Maulwurflöcher, Besprechen von Haus und Feld, durch Kräutersegen, durch Beschwörung von Schlangen, Skorpionen, durch Auslegen der glücklichen Zeichen an Edelsteinen, an Hühnern und dergleichen mehr, sie deuten den Lauf der Mäuse, die Krähen und ihr Krächzen, und dergleichen mehr: eine derartige gemeine Wissenschaft mit unrechtem Unterhalt hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹
Also denkt daran wenn ihr das nächste mal den Lauf der Mäuse auslegt! Buddha wird hier Gotamo Buddha genannt (Gautama ist eine üblichere Übersetzung). Und noch einmal das Lieblingsthema Wahrsagerei:
›Als wie gar manche ehrsame Priester und Asketen durch eine derartige gemeine Wissenschaft auf unrechte Weise ihren Unterhalt erwerben, und zwar vorhersagen: »Wir werden eine gute Regenzeit haben«, »Wir werden eine schlechte Regenzeit haben«, »Es wird eine gute Ernte geben«, »Es wird eine schlechte Ernte geben«, »Der Friede wird erhalten bleiben«, »Ein Krieg wird ausbrechen«, »Es werden die Könige gegeneinander ziehn«, »Es werden die Könige nicht gegeneinander ziehn«; »So wird der eine einen Sieg erkämpfen, der andere eine Niederlage erleiden«, und dergleichen mehr: eine derartige gemeine Wissenschaft mit unrechtem Unterhalt hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ 
In der heutigen Zeit sind das jene Wahrsager, die voraussagen, welcher Politiker die Wahl gewinnen wird, als würden wir das nicht früh genug erfahren. Und weiter mit der Sternendeutung:
›Als wie  gar manche ehrsame Priester und Asketen durch eine derartige gemeine Wissenschaft auf unrechte Weise ihren Unterhalt erwerben, und zwar angeben: »Eine Mondesfinsternis wird eintreten, eine Sonnenfinsternis wird eintreten, eine Planetenbedeckung wird stattfinden; Sternschnuppen werden niedergehn, ein Erdbeben wird kommen, eine solche Vorbedeutung hat die Mondesfinsternis, eine solche die Sonnenfinsternis, eine solche die Planetenbedeckung; eine solche Vorbedeutung hat der Sternschnuppenfall, eine solche das Erdbeben«, und dergleichen mehr: eine derartige gemeine Wissenschaft mit unrechtem Unterhalt hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹

›Als wie gar manche ehrsame Priester und Asketen durch eine derartige gemeine Wissenschaft auf unrechte Weise ihren Unterhalt erwerben, und zwar flüstern sie ins Ohr; sie erforschen einen Spiegel, befragen eine Schlafseherin, erkunden Orakel und dergleichen mehr: eine derartige gemeine Wissenschaft mit unrechtem Unterhalt hat er verschmäht, der Asket Gotamo.‹ So etwa schon, ihr Mönche, mag der gewöhnliche Mensch über den Vollendeten ein günstiges Urteil fällen.
Buddha - kein Fan der Esoterik. Zumindest nicht wenn Ahnungslose anderen Ahnungslosen das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Vielmehr sollen wir selbst in uns das Göttliche finden. Also können wir das alles ja beiseitelegen... Und die Rede endet mit den Worten:
So hatte der Erhabene gesprochen. Zufrieden freuten sich jene Mönche über seine Worte. Während aber diese Darlegung stattgefunden hatte, war ein Beben durch das tausendfache Weltall gegangen.
Was das wohl heißen mag?



Die Reden des Buddha: Aus der Längeren Sammlung des Pali-Kanons: 1. Rede. Das Priesternetz

Donnerstag, 6. Juli 2017

"Alles ist Schwingung!" Esoterischer Schwachsinn?

Wer kennt nicht den Ausdruck "Alles ist Schwingung"? Diese Idee ist nicht etwa eine Erfindungen der heutigen Esoterik, sondern ein Konzept, das bis an den Beginn unserer Zivilisation zurückreicht. Das beginnt spätestens beim biblischen Ausspruch "Am Anfang war das Wort", denn was ist ein gesprochenes Wort anderes als Schwingung? Dieses "Wort" findet im Hinduismus sein Pendant im Ton Om, aus dessen Vibration das ganze Universum besteht. Ausgedrückt ist das nicht zuletzt durch den Schöpfergott Krishna, der meistens seine Flöte spielend abgebildet wird, aber auch durch das Horn des Heimdall in der nordischen Mythologie. Diese Vibration des Seins ist dabei identisch mit dem "Brahman", dem unendlichen göttlichen Geist. Genauso ist es aber auch beim christlichen "Wort", denn gemeint ist das griechische Wort "Logos", was ebenso für den göttlichen Geist steht. Wir sehen also nicht nur, dass die Existenz schon immer als Bewusstsein beschrieben wurde, sondern auch als Schwingung. In diesem Beitrag zeige ich, wie die Religionen der Wissenschaft um Jahrtausende zuvorkam!

Freitag, 9. Dezember 2016

Ist die Welt ein gewaltiger Traum? - Zhuangzi, Descartes, Schopenhauer u.a.

der schlafende Zhuangzi
Nachdem ich behandelt habe, wie Hinduismus und Christentum diese Sache sehen, folgt jetzt der dritte Teil, in dem ich zuerst einen Ausflug in den Osten zu Zhuangzi mache - einem der großen Mystiker des Daoismus - der nicht zuletzt bekannt ist für sein berühmtes Gleichnis vom "Schmetterlingstraum". Nach dem Aufwachen beschleicht ihn nämlich eine schockierende Frage: ist er denn wirklich Zhuangzi, der träumte er war ein Schmetterling, oder ist er der Schmetterling, der träumt er sei Zhuangzi? Diese Hinterfragung der wahren Natur unserer Realität - und was ist überhaupt Realität? - wird noch deutlicher in der nachfolgenden Stelle des selben Werkes - "Das wahre Buch vom südlichen Blütenland" aus dem 4. Jhdt vor Christus:

Samstag, 3. Dezember 2016

Narziss und Echo - der Fall von Eden auf Griechisch

Heute komme ich zum großartigen Mythos von Narziss und Echo, einer griechischen Variante des Falls von Eden, in dem die Reflexionsfähigkeit des Verstandes, und somit auch das menschliche Ego erwacht. Narziss kann sich nicht mehr von seinem falschen Selbstbild trennen, und verliert sich so sehr darin dass er jämmerlich ertrinkt.

Die Versunkenheit in der Illusion ist schon im Wort "Narziss" (oder gr. Narkissos) enthalten, das mit "Narkose" verwandt ist. Die "Betäubung" als Symbol für einen Verlust an Bewusstsein ist ja schon in der griechische Schöpfungsgeschichte wohl etabliert, in der Kronos, betrunken vom Baum-Nektar, sich von Zeus überwältigen lässt (siehe mein Artikel!). Um den Mythos von Narziss zu verstehen, sollte man sich von allem lösen was man darüber zu wissen glaubt. Aber von vorne:

Mittwoch, 23. November 2016

Ist die Welt ein gewaltiger Traum? heute: das Christentum

Nachdem ich letztes Mal gezeigt habe was die Upanishaden zu dem Thema sagen, komme ich heute zum Christentum. Wenn es um die Frage geht, ob unsere ganze Existenz eigentlich Bewusstsein ist, ist folgende simple Feststellung der wichtigste Startpunkt: "Gott ist Geist" (Joh 4:24). Das sollte zwar klar sein, falls es aber wirklich noch Leute gibt, die an einen Mann mit Bart glauben, wäre das jetzt eine gute Gelegenheit damit aufzuhören. Wenn wir das jetzt mit einer Aussage von Paulus kombinieren, bekommen wir schon eine Idee von der "Welt als Traum": "In ihm, dessen Gegenwart alles durchdringt, leben wir, bewegen wir uns und sind wir. Er ist es, von dem wir abstammen, und wir sind von seiner Art." (Apostelgeschichte 17,28 hier und hier). Nach dieser Darstellung befinden wir uns nicht nur im göttlichen Geist, sondern sind natürlich auch selbst aus dem gleichen "Stoff" gemacht, und bewegen uns wie innerhalb eines göttlichen Traumes.
Das lässt sich alles wunderbar in allen Schritten der christlichen Kosmogonie, also Weltentstehung, belegen, und dann schauen wir was Jesus und Max Planck dazu sagen: