Die Maya und Aztheken
Bei den Aztheken gibt es den allumfassenden
Ometeotl, was "Zwei-Gott" heisst. Ein Forscher deutet das (meiner Meinung nach ganz richtig) als "Herrr der Dualität" - in ihm sind alle Gegensätze vereint (das selbe drückt Zeus/Jupiter mit seinem Vajra aus!
Artikel). Er thront im "13. Himmel", jenseits der niedrigeren Gottheiten. Nichts ist über seinen Anfang bekannt, ausser dass er sich aus sich selbst erschaffen habe.
Aus dem 12. Himmel sendete er die Seelen der Menschen herab (
Q,
Q).
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Coyolxauhqui mit
abgetrennten Armen und Beinen |
Dieses Heruntersenden wird auch hier wieder als eine Zerstückelung dargestellt, und zwar im Mythos des Aztekischen Hauptgottes Huitzilopochtli, den ich ja schon weiter oben mit Zeus verglichen habe. Mit seiner "
Blitzwaffe", die als
Schlange dargestellt wird, zerstört er, unmittelbar nach seiner Geburt, seine Schwester Coyolxauhqui in einer himmlischen Schlacht, und ihre Teile purzeln hinunter bis in die Unterwelt. So wird Bewusstsein geteilt!
Faszinierenderweise sind die Tempel der Azteken und Maya exakte Repräsentationen dieses Mythos:
"
Die Steintafel der zerstückelten Coyolxauhqui [siehe Bild] war früher unten an der Basis der Stiege angebracht, die beidseitig mit 2 großen Schlangenköpfen abschliesst. Die Symbolik ist eindeutig: der Tempel ist der Schauplatz des Kampfes. Huitzilopochtli triumphiert oben an der Spitze, während seine Schwester zerstückelt über alle Stufen nach unten fällt." (
Q)
Der Tempel ist eine Miatur der ganzen Schöpfung
Es ist also ein typischer "
Weltenberg (Wikipedia)", dessen Stufen den Himmeln ("Topans") entsprechen, in denen nach unten hin immer mehr Seelen entstehen. Diese "geistige Zerstückelung" tut zwar prinzipiell genausowenig weh, wie wenn man in einer Nacht 3 voneinander getrennte Träume hat, andererseits ist es natürlich schon so, dass nach unten hin immer mehr psychologisches und physisches Leid möglich wird. Forscher gehen davon aus, dass der Tempel dazu genutzt wurde, den Mythos ziemlich "anschaulich" nachzustellen: Menschen sollen unter Drogen gesetzt, getötet, die Stufen hinuntergeworfen und zerstückelt worden sein. (
Q)
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Tempel in Chichen Itza - links
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Das bekommt man als Tourist heute nicht mehr zu sehen, was man aber noch immer sehen kann ist der Abstieg der Schlange, die Huitzilopochtli nach unten sendet! Zumindest am Kukulkan-Tempel in Chichen Itza sieht man das, denn der von Huitzilopochtli ist schon verfallen. Jedes Jahr zur Tag- und Nachtgleiche Ende März entsteht durch ein Schattenspiel der Eindruck, als würde sich die Schlange nach unten schlängeln. Das selbe wiederholt sich im September als Zeichen der zyklischen Natur der Schöpfung.
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seine "Waffe" ist Blitz
und Schlange zugleich |
Diese Symbolik von
Abstieg und Aufstieg gab es natürlich auch im Alten Ägypten, wo die Stufenpyramide eine Treppe darstellt, auf der der verstorbene König wieder in den Himmel gelangen sollte. Beide "Richtungen" sind in Gott Huitzilopochtli symbolisiert: er wird als Vogel dargestellt, hat aber mit seiner schlangenförmigen Waffe ("Xiuhcoatl") die Fähigkeit, Bewusstsein nach unten zu schicken. Das ist auch bei seinem Maya-Pendant Kukulkan so, der als "gefiederte Schlange" bezeichnet wird.
Die selbe Symbolik überall...
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Thor besiegt die Schlange
Jörmungandr mit dem Blitz |
In dieser besagten Waffe sind die Symbole
Blitz (Vielheit aus Einheit
) und
Schlange (Bewusstseinsabstieg
) vereint (
Q,
Q). In der mesoamerikanischen Mythologie wird der Ursprung der Menschheit folglich als das Ergebnis eines "
Blitzes der in die Erde fährt" geschildert (
Q). Das spiegelt sich exakt beim Stürzen des Satans - der "alten Schlange" - der "hinunterfällt wie ein Blitz", bei Zeus der von der Spitze des Berges Olymp den Blitz herabsendet und
Typhon besiegt und somit die Menschheit erschafft (siehe
Teil 5), beim hinduistischen Indra und
Vritra, und natürlich beim nordischen Thor und
Jörmungander, was dann kombiniert wird mit dem Zerteilen des uranfänglichen Seins in Form des Riesen Ymir, aus dessen Teilen die Welt entsteht:
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Ymir wird zerrissen
(nordische Mythologie) |
Wie schon erwähnt ist der Blitz eben keine Waffe sondern Schöpfungswerkzeug: Schöpfung ist Teilung. Anstatt den netten Animationen von nach unten wachsenden Bäumen, Blitzen und Wasserfällen könnte man eine Animation erstellen mit Körperteilen die eine Stufenpyramide herunterfallen. Das lasse ich aber.
Der Weltenbaum ("Xochitlicacan", "Tamoanchan", "Wacah Chan")
Der Weltenbaum, sagen die Maya, entsprang aus dem Punkt des absoluten Anfangs, und alles was existiert flog von hier hinaus (
Q). Das sieht man in der Abbildung unten, wo der Baum praktisch aus Gott herauswächst, bzw. Gott bildet den Stamm (
Q). Vergleicht dieses Erscheinungsbild auch einmal mit dem buddhistischen
Bodhi-Baum.
Das Paradies Tamoanchan
Der Weltenbaum heisst
Tamoanchan ("gebrochener Baum"
Q), so heisst aber auch die paradiesische Welt, in der er steht (ein Hinweiss dass, die Azteken gar keinen Unterschied machen zwischen dem Baum und der Welt). Tamoanchan kann aber auch als "
Wir gehen zurück in unsere Heimat" übersetzt werden (
Q). Über den Baum führt also der Weg zurück zum Ursprung, und so sagen die Azteken, dass es auch den Lebenden möglich sei, in spirituellen Reisen - in bester Schamanen-Manier - in die höheren Reiche vorzudringen. Das Paradies ist auch bekannt unter dem Begriff "
Tlalocan", was "
Ort des Nektars" bedeutet (
Q). Der Nektar rinnt der Gottesfigur im Bild oben tatsächlich aus den Händen - das Wasser des Lebens (siehe
Teil 4).
Wie so oft wird die Wasseranalogie beigefügt: es heisst bei den Mixteken, dass der Baum aus dem "yuta tnuhu" entspringt, dem "Fluss der Abstammung", oder "Fluss der Ahnen" (Q). Alfonso Caso, angesehener Forscher der mesoamerikanischen Kulturen, betont, dass diese Stammbäume nicht historisch, sondern mythologisch zu verstehen sind, denn mit den "Vorvätern" seien die Bewohner der himmlischen Reiche gemeint, die schon vor den weltlichen Reichen existierten (Q). Am Tempel von Huitzilopochtli wurde laut Überlieferungen das Paradies durch Pflanzen und Blumenschmuck repräsentiert, ein weiterer Beleg dafür dass die Tempel dieser Völker Schöpfungsabbilder sind. Bei den Maya heisst der Weltenbaum auch "Wacah Chan", was bei den Ureinwohnern Nordamerikas vermutlich zur Gottesbezeichnung Wakan Tanka wurde ("großes Mysterium").
Nocheinmal die "Geburt aus dem Baum":
Am Ende dieses Baumes steht der Mensch - hier ist so ein Bild, in dem die ersten Menschen Oxomoco und Cipactonal dem "gebrochenen Baum" entsteigen (Q). Ein ähnliches Bild gab es ja schon im 2. Teil zum Thema der "Geburt vom Baum".
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Geburt aus dem Baum Tamoanchan, Codex Vindobonensis
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Der paradiesische Mensch bleibt aber nicht lange im Paradies:
Der Mythos vom Fall
Der Paradies-Mythos klingt verdächtig bekannt: die Wesen im paradiesischen Tamoanchan sind noch gottgleich und leben in einer
Einheit der Gegensätze. Dann brechen sie aber Zweige und Blüten vom Baum, und werden auf die Erde verbannt (
Q,
Q, Q). Die Menschen entspringen also zuerst dem Baum, verlieren dann den Kontakt zum Ursprung. In der Darstellung unten scheinen die zwei nicht happy dass die Verbindung zur Quelle unterbrochen ist. Es ist eine Symbolik, die in unserer Kultur genauso verwendet wurde, wie man in diesem
Bild sieht.
Die blutende Wunde des Baumes ist typisches Merkmal, wie man auch im Bild unten sieht. Auch das könnte ein Bezug auf das "zerhackte" Bewusstsein sein, denn es heißt, dass aus der Wunde Gottheiten entsprangen. Aus unserer Sicht ist es aber auch unsere Getrenntheit, ähnlich wie laut jüdischen Überlieferungen der Paradiesbaum nach dem Sündenfall verdorrte.
Und wieder werden die Seelen der
Verstorbenen als Vögel (Kolibris) dargestellt die in den Baum zurückkehren (
Q,
Q), oder auch als Schmetterlinge.
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Aztekischer Seelenvogel |
Maibaumklettern bei den Azteken
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"Maibaumklettern" in Mittelamerika |
Auch bei den Azteken gab es ein "
zeremonielles Aufrichten des Baumes" im Frühling, das sogenannte "Cuahuitl Ehua" (
Q). "Pre-Kolumbianisches Maibaumklettern" sieht man in der
Abbildung rechts, wobei das Wasser unter dem Pfahl die Unterwelt symbolisiert.
Für die Maya war der Baum der Mittelpunkt aller heiligen Rituale und Zeremonien als Symbol der Verbindung zwischen den 13 Himmeln (13 "Topans") (
Q). Ausserdem gibt es als Analogie zum indianischen Sonnentanz und unserem Maibaumtanz noch heute den "
Fliegertanz", bei dem sich die Teilnehmer aber an den Füssen aufhängen lassen und um den Pfahl gewirbelt werden. Das Ritual, das Weltkulturerbe der UNESCO ist, sieht man
hier.
Es finden sich ausserdem direkte Parallelen zum "baumkundigen" Druiden: der
Saft der Bäume wurde von den Maya
"Itz" genannt und war, wie immer, Symbol für den "Lebenssaft" selbst, und ein Schamane der diesen Saft erschliessen konnte, wurde demenstprechend "
Itzam" genannt. Ein Name für den Schöpfergott ist analog dazu "
Itzamna" (
Q).